Kommentar CO2-Grenzwerte für Lkws: Ein Anfang, mehr aber nicht

Die EU hat sich erstmals auf Obergrenzen für den CO2-Ausstoß neuer Lastwagen und Busse geeinigt. Für echten Klimaschutz reicht das nicht.

DaimlerVorstand vor einem Eletro-Lkw

Modell Zukunft? Martin Daum, Vorstandsmitglied der Daimler AG vor einem Elektro-Truck Foto: dpa

Man konnte sich lange wundern: In einem Raum wie der EU, wo – völlig zu Recht – der Energieverbrauch von Staubsaugern genau festgelegt wird, durften bisher die Lkws ohne Rücksicht auf ihren Spritverbrauch durch die Gegend brummen. Anders als die USA und Japan war Europa der einzige Markt für Trucks, auf dem der CO2-Ausstoß aus dem Schwerverkehr völlig unreguliert war. Es ist gut, dass das nun mit einem Kompromiss zwischen EU-Kommission und Parlament erst einmal ein Ende findet: Bis 2030 müssen die Trucks um 30 Prozent effizienter werden.

Denn im Verkehr und gerade auch beim Güterverkehr laufen die Trends genau in die falsche Richtung: Immer mehr wird transportiert, und immer öfter wird dafür der dreckige und ineffiziente Laster benutzt. Das ist eine Katastrophe für die Umwelt und das Klima, aber auch für die Sicherheit im Verkehr (Stichwort: Unfälle mit Kindern und Radfahrern) und fürs Soziale: Es gibt trotz aller Trucker-Romantik kaum härtere Jobs als Fernfahrer. Aber auch die neue Regelung bietet keinen absoluten Deckel der Emissionen. Der Verkehr wird effizienter, ja – aber wenn dann mehr gefahren werden sollte, sinken die gefährlichen CO2-Emissionen trotzdem nicht oder nur zu langsam.

Für echten Klimaschutz bräuchte es eine absolute Obergrenze oder ein Jahresbudget der Emissionen. Davon, also von echtem Klimaschutz, ist auch die neue EU-Regelung noch weit entfernt. Denn das ginge gegen den Fetisch Wachstum. Und viel zu oft heißt „Ein Europa ohne Grenzen“, es dürfe keine Limits geben für Ressourcenverbrauch oder Klimagase. Die gibt es aber, das lehrt die Physik.

Die Grenzwerte für die Brummis sind deshalb ein guter Anfang, aber nicht mehr. Um das Monster Güterverkehr zu besiegen, das unsere Straßen verstopft und unsere Luft verpestet, gibt es nur eine Lösung: eine Nummer kleiner. Oder besser: zwei Nummern. Der Weg dahin: kürzere Wege, höhere Spritpreise, Bevorzugung von regionalen Lieferketten, ein anderes Konsumverhalten. Grenzwerte sind schön und gut. Echte Grenzen sind besser.

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Jahrgang 1965. Seine Schwerpunkte sind die Themen Klima, Energie und Umweltpolitik. Wenn die Zeit es erlaubt, beschäftigt er sich noch mit Kirche, Kindern und Konsum. Für die taz arbeitet er seit 1993, zwischendurch und frei u.a. auch für DIE ZEIT, WOZ, GEO, New Scientist. Autor einiger Bücher, Zum Beispiel „Tatort Klimawandel“ (oekom Verlag) und „Stromwende“(Westend-Verlag, mit Peter Unfried und Hannes Koch).

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