Filmfortsetzungen und Spin-Offs: „Du darfst“-TV

Netflix hat sich die Rechte für eine Filmfortsetzung von „Breaking Bad“ gesichert – und reagiert damit auf den Wunsch der Zuschauer nach Altbekanntem.

Szene aus "Breaking Bad": Jesse Pinkman sitzt am Steuer eines Autos im Hintergrund steht Walter White

Jesse Pinkman (Aaron Paul) rückt in der „Breaking Bad“-Verfilmung in den Vordergrund Foto: imago/Cinema Publishers Collection

In den 80ern und 90ern, als die Welt noch in Ordnung war und in der Fernsehwerbung noch sehr viel gesungen wurde, marterte die Marke Du darfst einem „Ich will so bleiben, wie ich bin“ ins Hirn. Immer wieder diese Butter und diese Wurst und dieses Lied.

Die Chefinnen und Chefs bei Netflix in den USA haben wahrscheinlich nie einen Du-darfst-Werbespot gesehen. Sie würden den ganzen Slogan weit von sich weisen. Ich will so bleiben, wie ich bin? Schwachsinn. Das Geschäftsmodell von Netflix: disruptiv. Die Serien: anders. Das alte Fernsehen, das ist Ich-will-so-bleiben-wie-ich-bin-TV. Netflix nicht.

Doch die Zuschauer*innen sehen das wohl anders. Netflix kennt sie wie kaum ein anderer Anbieter: Wer will was? Wann bricht wer welche Serie ab? Was geben die Leute in die Suchmaske ein? Und das scheint näher an Du darfst als an Programmkino zu sein.

In der vergangenen Woche wurde bekannt, dass Netflix sich die Rechte für eine „Breaking Bad“-Fortsetzung gesichert hat – als Film. Die gleichen Verantwortlichen, nur ein anderer Charakter rückt in den Mittelpunkt: Jesse Pinkman, gespielt von Aaron Paul. Pinkman war in der Serie, die vor sechs Jahren endete, ein Ex-Schüler von Walter White (Bryan Cranston). Gemeinsam stiegen sie im Drogengeschäft auf.

Die Konkurrenz für Netflix wird größer

Schon zuvor hatten AMC (der „Breaking Bad“-Sender in den USA) und die Serienmacher ein Spin-Off konzipiert: „Better Call Saul“ lief mittlerweile auch schon in vier Staffeln. Eine fünfte ist in Arbeit. Außerhalb Nordamerikas alles exklusiv bei: Netflix.

Dort wurden Ende 2016 auch vier neue Folgen „Gilmore Girls“ gelauncht – fast zehn Jahre nach dem Ende der Ursprungsserie. Und im Herbst letzten Jahres veröffentlichte die New York Times den Preis, den Netflix dafür zahlt, ein weiteres Jahr – bis Ende 2019 – alle Staffeln der Serie „Friends“ in Nordamerika zeigen zu dürfen: 100 Millionen Dollar. Für eine Serie die 2004 ihr Finale hatte.

Dass „Friends“ so teuer geworden ist, liegt auch daran, dass der Rechteinhaber Warner bald selbst einen Streamingdienst auf den Markt bringen will. Die Konkurrenz für Netflix wird größer. Und die Rechte für all die Serien und Filme, die heute gerne mit dem Zusatz „Kult“ vermarktet werden, liegen bei den alten Playern: Fox, Warner und Co.

Es dürfte für Netflix also immer schwerer werden, „Du darfst“ zu antworten, wenn die Kund*innen wieder „Ich will so bleiben, wie ich bin“ ins Suchfeld eingeben.

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