Terrorismus für Anfänger

In Meldorf wurden drei Iraker festgenommen, weil sie einen islamistischen Anschlag geplant haben sollen

Das Trio soll einen Anschlag mit einem Kraftfahrzeug erwogen haben. Daher habe einer von ihnen Fahrunterricht genommen, so die Bundesanwaltschaft

Spezialkräfte der Polizei haben am Mittwoch drei Iraker im Kreis Dithmarschen unter dem Verdacht festgenommen, eine Terrorzelle gebildet zu haben. Das teilte die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe mit. Ihre Wohnungen wurden durchsucht. Die als Flüchtlinge mit subsidiärem Schutzstatus anerkannten Männer haben sich demnach in den vergangenen Wochen Bomben-Bauanleitungen besorgt, Sprengversuche unternommen und versucht, auch einen Zünder und eine Pistole zu beschaffen.

Wie der Präsident des Bundeskriminalamtes, Holger Münch, sagte, haben die Ermittlungen ergeben, dass die Verdächtigen den Plan hatten, „möglichst viele Menschen zu töten“. Laut Bundesanwaltschaft hatten die Beschuldigten aber noch kein konkretes Ziel für ihren Anschlag. Ihre Sprengversuche mit Schwarzpulver aus Silvesterböllern waren nach Einschätzung der Sicherheitsbehörden nicht sehr professionell.

Zudem habe das Trio erwogen, bei seinem Anschlag ein Kraftfahrzeug einzusetzen. Daher habe einer von ihnen Fahrunterricht genommen, teilte die Bundesanwaltschaft mit.

Gegen zwei der Männer, Shahin F. und Hersh F., wird wegen der Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat ermittelt. Beide sind 23 Jahre alt. Der dritte, der 36-jährige Rauf S., soll Beihilfe geleistet haben, indem er versuchte, eine Pistole zu besorgen. Die Festgenommenen sollten noch am Mittwoch dem Ermittlungsrichter beim Bundesgerichtshof in Karlsruhe vorgeführt werden. Er entscheidet, ob sie in Untersuchungshaft kommen.

Nach den bisherigen Ermittlungen haben sich die beiden jüngeren Männer Ende 2018 entschlossen, in Deutschland einen islamistisch motivierten Anschlag zu verüben und mit den Vorbereitungen begonnen. Ob sie in eine terroristische Vereinigung eingebunden sind, müssten weitere Ermittlungen klären. Erste Hinweise an die Polizei waren vom Bundesamt für Verfassungsschutz gekommen.

Hilfe erhielten die Männer einem Bericht des Spiegel zufolge von einem Unbekannten über den verschlüsselten Messengerdienst Telegram. Durchsucht wurden nach Angaben der Bundesanwaltschaft auch die Wohnungen weiterer, bislang nicht tatverdächtiger Kontaktpersonen. In Mecklenburg-Vorpommern gab es Durchsuchungen in Ludwigslust. In Baden-Württemberg in Forst im Kreis Karlsruhe wurde die Wohnung einer Frau durchsucht.

Die Bundesanwaltschaft berichtete, die britischen Behörden hätten die Auslieferung der in Großbritannien über einen Kontaktmann bestellten Zündvorrichtung verhindert.

Rauf S. hatte der Behörde zufolge Verhandlungen über den Kauf einer Pistole mit einem Verdächtigen namens Walid Khaled Y.Y. aufgenommen. Die angebotene Waffe vom Typ Makarov 9 Millimeter war den beiden jüngeren Männern allerdings zunächst zu teuer. (dpa)