heute in hamburg
: „Wir haben keinen Klimaschutz“

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Kathrin Henneberger, 31, ist Klimaaktivistin bei der Initiative "Ende Gelände" im Rheinland.

Interview Berfin Erdoğan

taz: Frau Henneberger, heute wird der Kohleausstieg perfekt gemacht. Warum demonstrieren Sie trotzdem?

Kathrin Henneberger: Wir können den faulen Kompromiss der Kohlekommission für 2038 nicht akzeptieren. Das verhöhnt uns Junge als Generation und die Menschen in den Ländern des globalen Südens, die bereits jetzt existenziell unter der Klimakrise leiden.

Was fordern Sie?

Einen sofortigen Kohleausstieg, denn wir rasen bereits auf eine vier bis sechs Grad wärmere Erde zu. Das Ergebnis der Kohlekommission geht überhaupt nicht weit genug. Auf diesem Wege können wir die 1,5-Grad-Grenze nicht einhalten. Wir können leider nicht mehr warten. Ich sage immer: Es gibt keinen schlechten Klimaschutz. Entweder gibt es Klimaschutz oder es gibt ihn nicht. Momentan haben wir keinen Klimaschutz!

Und wenn durch den Kohleausstieg die Strompreise steigen?

Das wird gerne behauptet, aber es wird vergessen, dass die ökologischen Folgekosten der Braun- und Steinkohleverstromung nicht im Preis enthalten sind. Die tragen wir Bürger und Bürgerinnen und nicht die Energiekonzerne. Daher ist die Energie aus Braun- und Steinkohle sehr teuer, wenn man die negativen Auswirkungen hinzurechnet. Das Problem bei der Energiewende ist, dass die Regierung die letzten Jahre vergeigt hat. Wenn man sich zum Beispiel die Windbranche anguckt, gab es da massiven Stellenabbau.

Was wird aus den Arbeitsplätzen im Kohlekraftwerk Moorburg?

Performance-Demo von „Ende Gelände“ für den Kohleausstieg, vom Rathausmarkt bis zum Hachmannplatz, 15 Uhr.Möglichst weiße Anzüge und Kopflampen mitbringen

Wir wollen nicht, dass Menschen ihre Arbeit verlieren und dass Familien in Nöte geraten. Wir müssen gute Lösungen finden, um neue gut bezahlte Jobs zu schaffen. Moorburg ist ein junges Kraftwerk, vor zehn Jahren habe ich dort mit anderen Aktivisten die Baustelle besetzt. Das hätte niemals gebaut werden dürfen. Es ist viel billiger, wenn man den Arbeitern und Arbeiterinnen die Entlohnung absichert, als wenn man weiterhin Kohle verfeuert.

Was kann der Hamburger Senat tun?

Er soll Verantwortung übernehmen und sein Möglichstes tun, um dafür zu sorgen, das wir so schnell wie möglich aus der Kohle aussteigen. Ich erwarte die Abschaltung des Kohlekraftwerks Moorburg. Zudem soll der Senat eingestehen, dass der Bau dieses Kraftwerkes ein Fehler war.