Daltons lassen grüßen

Ein Mann mit Ersatzfreiheitsstrafe ist aus der JVA Plötzensee geflohen – mal wieder. Fast jeder dritte Gefangene dort sitzt wegen geringfügiger Delikte

Er soll einen mit Stacheldraht gesicherten Zaun überwunden haben: Ein Gefangener ist in Berlin mithilfe von Kleidung oder einer Decke aus dem offenen Vollzug entkommen. Der Mann sei am Freitagabend „allem Anschein nach über den Zaun geklettert“ und habe sich bisher nicht in der Justizvollzugsanstalt Plötzensee zurückgemeldet, sagte ein Sprecher der Senatsverwaltung für Justiz am Montag.

Ungefähr zeitgleich habe noch ein weiterer Gefangener versucht, den Zaun zu überwinden – er wurde mit Schnittwunden aber noch auf dem Gelände gefasst. Mehrere Zeitungen hatten online über den Vorfall berichtet.

Die Polizei fahnde nach dem entkommenen, nicht als gefährlich eingestuften Mann, so der Sprecher weiter. Der Gefangene verbüßte demnach wegen Diebstahls und Betruges eine sogenannte Ersatzfreiheitsstrafe. Das heißt, er musste ins Gefängnis, weil er eine Geldstrafe nicht zahlen konnte oder wollte.

Im vergangenen Jahr gab es laut dem Sprecher fünf sogenannte Entweichungen aus dem offenen Vollzug, in den Jahren zuvor noch mehr als 50. Anfang 2018 war Plötzensee in die Schlagzeilen geraten, weil innerhalb kurzer Zeit neun Gefangene ausgebrochen waren. Ein Drittel der Inhaftierten der JVA Berlin-Plötzensee sitzt wegen Schwarzfahrens ein. Im offenen Vollzug können manche Gefangene tagsüber die Anstalt zum Arbeiten verlassen, müssen aber abends wieder zurück sein. Die Sicherheitsvorkehrungen sind nicht ganz so hoch wie im geschlossenen Vollzug.

Zuletzt hatten in vorige Woche im geschlossenen Männergefängnis Tegel zwei Inhaftierte versucht zu entkommen. Die Justizverwaltung sprach aber lediglich von „außerordentlichen Vorkommnissen“, da beide Männer noch auf dem Areal gestellt wurden. (dpa, taz)