Jakartas Hoffnung

Der am Donnerstag gewählte neue Gouverneur von Jakarta sieht nicht nur so aus wie die indonesische Version von Barack Obama, er steht auch für die Hoffnung auf einen neuen Politikstil. Joko „Jokowi“ Widodo hat die Herzen der Hauptstädter in einem Tempo und einer Art erobert, die einer kleinen Revolution gleicht.

Der 51-Jährige schuf mit seinem Markenzeichen, dem rot-blau-karierten Hemd, nicht nur einen Modetrend. Er gewann, obwohl die zwei größten Parteien den bisherigen Amtsinhaber Fauzi Bowo unterstützen. Bowo gilt jedoch als korrupt, als Überbleibsel der Suharto-Diktatur. Widodo hingegen verkörpert die Hoffnung auf eine transparente und bürgernahe Regierung.

Dass eine solche im zutiefst korrupten Indonesien möglich ist, beweist Widodo, der 2005 Bürgermeister der zentraljavanischen Stadt Solo (Surakarta) wurde. Der studierte Forstwirt und Besitzer einer Möbelexportfirma war dort als Politikneuling gewählt worden. Der dreifache Vater reformierte die Verwaltung und löste Probleme im Dialog mit den Bürgern. Er wurde ausgezeichnet für den Kampf gegen Korruption, für gute Stadtplanung und für Umweltschutz. 2010 wurde er in Solo mit 90 Prozent wiedergewählt.

Doch Solo hat nur 500.000 Einwohner, Jakarta aber 12 Millionen. Widodo-Kritiker sprechen von Selbstüberschätzung. Doch die Mehrheit der Hauptstädter sieht gerade in Widodos sauberer Regierungsführung die Lösung ihrer Probleme: Armut, Überbevölkerung, Verkehrskollaps, Umweltverschmutzung.

Neben dem Überdruss, den Jakartas Wähler gegenüber Vertretern des „alten Indonesien“ empfinden, zeigt Widodos Wahl auch, dass mit Rassismus und der Politisierung von Religion in Jakarta keine Wahl zu gewinnen ist. Genau das hatte das Team des bisherigen Amtsinhabers versucht, indem es Widodos Stellvertreter wegen seiner ethnisch-chinesischen Herkunft und seines christlichen Glaubens diffamierte. Doch einen Makel sehen Menschenrechtler bei Widodos Vize: Er gehört zur Gerindra-Partei von Prabowo Subianto. Dem Exgeneral und Schwiegersohn Suharto werden schwere Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen. ANETT KELLER