Kein Kommentar!
: Stefan Raab geht zur ARD

Am Montag war Guido Westerwelle zu Gast bei „TV total“. Aber wen kümmert’s? Denn …

… als Gregor Samsa eines Morgens aus unruhigen Träumen erwachte, fand er sich in seinem Bett zu einem ungeheuren Ungeziefer verwandelt. Und als Stefan Raab eines Abends aus der Sommerpause zurückkehrte, war sein Sender an Springer verkauft.

„Haben Sie das mitbekommen, meine Damen und Herren?“, sagte Raab deshalb am Montag in seiner Pro 7-Show: „Wir haben einen neuen Besitzer: den Axel Springer Verlag. Den kennen Sie, der macht so Zeitschriften wie Bild, Coupé, Blitz Illu, St. Pauli Nachrichten … Der Axel Springer Verlag! Demnächst werden Sie nur noch Schlagzeilen lesen wie ‚Wir sind Raab!‘ Aber was heißt es, dass der Springer-Verlag die ProSiebenSat.1 AG gekauft hat für 4,1 Milliarden Euro? Was heißt das? Ich fasse es mal kurz für Sie zusammen: Das heißt, die Bild-Zeitung gehört jetzt uns! Und ich stelle mir demnächst so Schlagzeilen vor wie: ‚Mettpreise sinken!‘ Mal die wirklich wichtigen Themen … Wir bestimmen das ja jetzt. Die Bild-Zeitung kennen Sie ja: Chefredakteurin ist Chiara Ohoven. Und wie wär’s mit Schlagzeilen wie: ‚Stefan Raab – der neue Silbereisen!‘ Oder ‚Anklage haltlos – Raab schon wieder freigesprochen!‘ Irgendwie so was, oder? Das können wir ja jetzt bestimmen. Vor allem aber können wir, kann unser Publikum – das heißt: Sie alle – ab nächster Woche bestimmen, welche nackte Ische Sie am nächsten Tag auf der Bild-Zeitung sehen wollen. Da können Sie dann per SMS abstimmen – also: ‚Schicke SMS mit Oma 1 oder Oma 2 … oder Katja Kessler an die 40400!‘ Ja, das sind so die Neuigkeiten, meine Damen und Herren.“

Und das saß: Coupé …? Mettpreise …? Kessler …? Lustig ist das aber nicht – jedenfalls nicht für einen wie Raab, dessen Late-Night-Show von Springers Bild in den vergangenen Monaten wiederholt der Quotentod herbeigewünscht, genauer gesagt, an den Haaren herbeigezogen war. Wiederholt ging auch Raab gegen Bild juristisch vor, woraufhin Bild Raab offen mit „Krieg“ gedroht haben soll. Doch nicht nur das: Auch Oliver Pocher (demnächst wieder auf Pro 7) oder Anke Engelke (demnächst wieder auf Sat.1) haben sich erfolgreich gegen ungerechtfertigte Bild-Berichte gewehrt.

Und was passiert, wenn ein Late-Night-Moderator anfängt, in seiner Late-Night-Show über neue Arbeitgeber zu witzeln, wissen wir spätestens aus dem Jahr 2003, als Roger Schawinski bei Sat.1 Harald Schmidts Freund und Chef Martin Hoffmann ablöste. Und wenn nicht, steht’s hier ja quasi in der Überschrift.

CHRISTOPH SCHULTHEIS