Die Wahrheit: Die trockene Bierblonde

Schurken, die die Welt beherrschen wollen. Diesmal wird die Landwirtschaftsministerin Julia „Blanc de Blancs“ Klöckner auf ihren Oechslegrad untersucht.

Julia Klöckner schaut auf ein Weinglas

Sieht den Wein seit Langem sehr kritisch: Julia Klöckner Foto: imago/Sämmer

Dornfelder. Blauer Spätburgunder. Nahegauer Landwein. Blanc de Noir. Silvaner. Rivaner. Sauvignon blanc. Deutscher Landwein in der Magnumflasche. Nahefelder Dorngauer. Später Blauburgunder. Blanc de Sauvignon blanc. Landser Deutschwein im Nahefeld. Werbstheißer Heißwerbst im Weißheißer Sterbstwerbster. Beißreißer im Steißherbster Steißheißweißeiß …

„Julia, aufwachen!“ Ihr Vater schüttelte sie und gab Stephan, ihrem Bruder, einen Wink. Der kam nach wenigen Augenblicken zurück und schüttete der Bundeslandwirtschaftsministerin einen Eimer Nahegauer Landwein ins Gesicht, das war billiger. Sie schlug die Augen auf, ordnete ihre Glieder in die richtige Reihenfolge und setzte sich auf.

„Mir ist ganz blanc de Noir geworden“, flüsterte sie, fuhr mit der Zunge über die Lippe, stutzte und schien für eine Sekunde wieder die Besinnung aufzugeben. Eine meterlange Tabelle mit sämtlichen Erzeugnissen des Weinguts Aloys Klöckner lag in ihrer verkrapmfoten, also: verkrampften Hand. Obwohl Julia Klöckner hier in Guldental an der Nahe inmitten von Weinbergen und Magnumflaschen aufgesäugt worden war, war sie es nicht mehr gewohnt.

Sehnsucht nach Gold

Nein, der Wein wuchs ihr sogar zu den Ohren raus! Noch als die Spitzenpolitikerin in die Schule kam, kannte sie nur zwei Farben: Weiß und Rot. Und sehnte sich doch nach Gold, seit sie zu Gast bei einer Schulfreundin das erste Bier gesehen hatte, das deren Mutter sich zum Mittagessen fröhlich hineinhob.

Stattdessen wurde Julia zur naturreinen Winzerstochter ausgebaut, die 1994 als Nahe-Weinkönigin und 1995 als Deutsche Weinkönigin blanc de blanc durchging. Nüchtern Abitur machen und studieren ließ man sie nur, damit sie 1998 eine trockene Magisterarbeit ausdünstete über „Struktur und Entwicklung der europäischen Weinbaupolitik. Und das am Beispiel des Weinguts Aloys Klöckner in Guldental an der Nahe, Windesheimer Straße 19, Telefon 6707 96 00 80“.

Zur „Belohnung“ musste sie, die jetzt lieber ein, zwei kühle Blonde bis zum Seelengrund ausgekostet hätte, nach Neustadt an der Weinstraße, um beim Weininger-, hicks: Meininger-Verlag zu volontieren. Dort hatte sie in Zeitschriften wie Weinwirtschaft und Der deutsche Weinbau als dem Organ des deutschen Weinbauverbandes das ungetrübte Schrei­ben über Weinwirtschaft und den deutschen Weinbau als Organ des deutschen Weinbauverbandes zu lernen; und musste, nach zwei Jahren ausgereift, als Redakteurin der Weinwelt und Chefredakteurin des Sommelier-Magazins es halbwegs gerade weitertreiben.

Das heißt, klar war es ihr erlaubt, sich mit was anderem als Wein innerlich zu polieren. Die Familie machte auch Perlwein, Schaumwein und Branntwein! Prompt wurde ihr 2003 der „Deutsche Sektkulturpreis Helmut Arntz“ angehfetet, nein: angeheftet. Von wegen Fete … in diesen fein ziselierten Kreisen! Dabei hätte sie als Mitglied des Weinordens an der Nahe gern aus der Nähe bewiesen, warum sie Schirmfrau der Patientenstiftung „Aktion Niere“ war. Zudem war sie Autorin des Buches „Der Wein erfreue des Menschen Blase“, hupps: Herz natürlich!

Schwarzer Prinz

Es kam der schwarze Prinz und verhieß Rettung. Michael Prinz zu Salm-Salm-Salm, neeee: zu Salm-Salm, Verbandspräsident der Deutschen Prädikatsweingüter in Guldental an der Nahe, drängte sie an einem feuchten Abend in die CDU, in der er tagsüber dem Kreisverband Bad Kreuznach vorsitzte… vorsaß. Kaum ausgenüchtert, fand sich Julia Klöckner fern aller persönlich bekannten Rebstöcke im Berliner Bundestag wieder – und gründete das Parlamentarische Weinforum zwecks Beeustdtseinensgfcförgung, humpf: zwecks Bewusstseinsförderung des deutschen Weins im eigenen Land, wie es etwas verrutscht auf dem Etikett steht.

Es gab offenbar kein Entrinnen. Wie Hohn war es, dass sie zu Hause, mit ihren bierblonden Haaren, Wahlniederlagen ausgerechnet gegen Kurt „Bockbier“ Beck und Malu „Malzbier“ Dreyer einstecken musste!

Doch dann drehte sich ihre Welt. Angela Merkel fand sie unterm Tisch, machte sie in einer Bierlaune zur Landwirtschaftsministerin. Landwirtschaft, das gab es doch nur in Polen und der Dritten Welt! Irrtum: Hier hieß das dicke Schweine in zu dünnen Zimmern, ach so: Koben; zu viel Dünger auf dem Teller; zu geschreddertetetere, Moooment: zu geschreddertere Küken; zu viel Zucker, Fett und Salz in Zucker, Fett und Salz; und was war mit Soja, musste es nicht gegen die Gentechnik resistent gemacht werden? Julia Klöckner nutzte lieber die Zeit, las statt Weinheber endlich Bierce und Bierbaum, ließ ein Bier aufs andere die Kehle hinunterrollen – und wurde Juli 2018 vom Deutschen Brauer-Bund zur „Botschafterin des Bieres“ ernannt! Sie war truineken vor Glkcüsadfk, jaaaa: trunken vor Glück.

Wie jetzt zu Besuch daheim auf dem Weingut. Julia zieht eine Pulle Bier aus der Bluse, Vater wie Bruder erbleichen. „Prost!“, ruft die Klöckner.

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