PRESS-SCHLAG
: Eine Eliteklasse voller Zweitligaduelle

KONKURRENZ Der FC Schalke 04 diskreditiert sich gegen Bayern mit Mutlosigkeit à la Leverkusen. Bleibt nur der BVB – trotz der Niederlage

Schlechtere Mannschaften als der HSV hat die Liga in dieser Spielzeit weiß Gott genug zu bieten

Potenzial allein also reicht nicht. Jürgen Klopp hat sich vermutlich schon etwas angemacht gefühlt, als er lesen musste, was Uli Hoeneß über „langfristige Konkurrenzmöglichkeiten“ irgendwo mal wieder dahergefaselt hat. Hamburg, so der Onkel Dagobert aus München, hätte vielleicht das Potenzial, die Münchener langfristig zu ärgern. So „vom Umfeld her“, wie er meinte. Den BVB oder den FC Schalke 04 hat er hingegen nicht erwähnt.

Konter von Klopp also: „Potenzial allein hat noch nie gereicht!“ Dazu muss eben auch Wahnsinn, Gier und Unberechenbarkeit kommen, und vielleicht braucht es sogar Fans dazu. Und zwar auch welche, die sich nicht alles bieten lassen – die Dortmunder Gästekurve hat sich jedenfalls die ersten zehn Minuten lang selbst ausgesperrt, um gegen die Eintrittspreispolitik der Vereine zu protestieren. Wenn’s hilft!

Die Schalker haben sich über die 90 Minuten vom Samstagnachmittag eh erst mal wieder selbst diskreditiert. Wer permanent Mutlosigkeit à la Leverkusen an den Tag legt, gerade wenn es darauf ankommt, der wird auf Dauer tatsächlich nie was reißen. Die Bayern konnten in Ruhe ihr Verwaltungsspiel aufziehen; zwei zu Ende gespielte Aktionen reichten, um nicht nur drei Punkte aus Gelsenkirchen zu entführen, sondern den FC Schalke 04 bis auf Weiteres im Trüben fischen zu lassen.

Mit dem BVB hingegen muss immer gerechnet werden. Am Samstag hat man wohl erstmals dem europäischen Erfolg Tribut gezollt – und tatsächlich beim Bundesliga-Dino und Abstiegsfavoriten HSV mit 2:3 verloren. Sogar unter dem Strich verdient – wer derartig viele Chancen auslässt, wird mit plötzlichen Gegentoren bestraft.

In Hamburg indes traute man seinen eigenen Augen nicht mehr. Heung Min Son als Doppeltorschütze? Einmal mit einem Kopfball durch Weidenfellers Hosenträger, einmal mit einer Soloaktion plus anschließendem Kunstschuss? Son, der Chancentod und ewige Zweikampfverlierer? Und wer hat da noch mal das dritte Tor geschossen, nämlich ebenso urgewaltig? Ilicevic? Wer war das noch mal?

Der Hamburger SV hat an diesem Samstagnachmittag unvermittelt alles richtig gemacht. Rafael van der Vaart, Millionenstareinkauf, gab zwei Vorlagen und war auch ansonsten spielerisch tätig; René Adler hat gezeigt, dass er die Leverkusener Streckbänke für immer hinter sich gelassen hat; Thorsten Fink kann endlich wenigstens ansatzweise etwas mit System ausprobieren, da er endlich das dafür nötige Personal hat; und den eigenen Bundesliga-Rekord, die 36 Spiele in Folge ohne Niederlage, damals mit Kaltz, Hrubesch und Magath, unter Ernst Happel selig, hat man gegen die forschen Dortmunder auch behauptet. Der Ligaalltag kann also kommen. Und, schaut man auf die Tabelle, muss man sich gar nicht mehr so große Sorgen machen da oben an der Elbe – schlechtere Mannschaften hat die Liga in dieser Spielzeit weiß Gott genug zu bieten.

Der Samstagnachmittag war zum Beispiel neben den zwei Schlagerspielen mit drei Zweitligaduellen gestopft. Gut, Düsseldorf und Freiburg gehören zu den Sympathieträgern, in Düsseldorf hat man gar die Pattex-Nullmaschine neu erfunden, das Gegentor jedenfalls fällt so schnell nicht dort.

Ferner gab es auch noch die Partien Mainz gegen Augsburg, das irgendwie ausging, und Wolfsburg gegen Fürth, toxisch Grün gegen diesmal Schwarz. Das endete dann auch. Irgendwie. RENÉ HAMANN