Umwelthilfe will Fischer filmen

Werfen Fischer auf See heimlich Beifänge über Bord? Umweltorganisationen fordern strengere Kontrollen

Umweltorganisationen haben strenge Kontrollen des seit 2015 schrittweise eingeführten Rückwurfverbots in der Fischerei gefordert – beispielsweise durch den Einsatz von Kameras an Bord der Schiffe. Mangelhafte Kontrollen machten es erst möglich, dass noch immer viel zu viel Fisch über Bord geworfen werde, sagte der Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe (DUH), Sascha Mueller-Kraenner am Donnerstag. Die DUH und die Organisation „Our Fish“ gehen davon aus, dass die Anlandeverpflichtung, die für die Ostsee seit 2017 komplett gilt und ab 1. Januar 2019 EU-weit in Kraft tritt, unzureichend umgesetzt wird.

Die Verbände verweisen auf eine Antwort der Bundesregierung, der zufolge die Anlandungen von zu kleinen Dorschen in der Ostsee im Jahr 2017 bei zwei Prozent lagen. Der Internationale Rat für Meeresforschung (ICES) beziffert die Dorsch-Beifänge in der östlichen Ostsee für 2017 hingegen mit 11,2 Prozent, Stichproben-Fänge erbrachten beim Dorsch Beifänge von 38,5 Prozent.

Die DUH kritisierte die Datenlage als intransparent. „Wir fordern Fischereiministerin Julia Klöckner auf, effektivere Kontrollsysteme einschließlich neuer Techniken wie der elektronischen Fernüberwachung in Deutschland einzuführen“, sagte Mueller-Kraenner. Strenge Kontrollen könnten die Anlandeverpflichtung garantieren, Verstöße aufdecken und illegale Zustände beenden.

Mit dem von der EU beschlossenen Rückwurfverbot sollen Fischer animiert werden, selektivere Netze zu nutzen, damit tatsächlich nur die erlaubten Fische gefangen werden. Damit sollen die Fischbestände in den Meeren geschont werden. In der Nordsee wurde die Verpflichtung 2016 eingeführt. Auch dort zeigen sich laut den Verbänden Diskrepanzen in den Daten. So gebe die Bundesregierung die gemeldeten Anlandungen von zu kleinen Kabeljauen mit 0,2 Prozent an, Schätzungen gingen hingegen von 19 Prozent Rückwürfen aus, sagte die Leiterin der „Our Fish“-Kampagne, Rebecca Hubbard. Dies deute darauf hin, dass offenbar illegale Rückwürfe von Kabeljau in der deutschen Fischerei weit verbreitet sind. (dpa)