aufgepumpt
: Klimbim im Winter

Sicher: Es gibt bessere Zeitpunkte für ein Thema wie die Fahrradfreude der Hamburger*innen; besser als gerade jetzt, so grau und trübe und Kurz-vor-Weihnachten, wie es da draußen ist. Aber 1. löst diesen Widerspruch ja absehbar der Klimawandel. Und bis es so weit ist, wird 2., da zitieren wir gerne eine mittelfrische Pressemitteilung der Bürgerschafts-Grünen, der „Winterdienst für den Radverkehr“, und den gibt es offenbar wirklich, „kontinuierlich ausgebaut“.

Die Hamburg Marketing war’s, die derart antizyklisch die Ergebnisse einer Erhebung zur Fahrradzufriedenheit an Alster und Elbe veröffentlichte – und das zuerst über den wie von selbst sich aufdrängenden Kanal Hamburger Abendblatt. Demnach sind die Menschen irgendwie schon ganz zufrieden mit dem Radeln hier, tun es aber nicht – oder wenigstens nicht so, wie es vorstellbar wäre: 25 Prozent gaben an, „sehr gerne“ mit dem Rad zu fahren, stolze 47 Prozent tun das „eher gerne“. Aber die Radfreundlichkeit wurde dann doch am häufigsten nur als „befriedigend“ bezeichnet; das sagten 44 Prozent der exakt 1.602 repräsentativ online gefragten Hamburger*innen, 500 Umlandbewohner*innen sowie 401 Besucher*innen von noch weiter auswärts.

Die Studie steht in direktem Zusammenhang damit, dass die Stadt eine „Radfahrkampagne“ angeschoben – und dabei den Agenturstandort stets im Blick behalten hat: Ende September sicherte sich Jung von Matt „nach einem mehrstufigen europaweiten Ausschreibungsverfahren“ den Zuschlag für die bis Ende 2021 veranschlagte Maßnahme „zur Stärkung des Radverkehrs und der Lebensqualität“.

Da wird also Geld ausgegeben, auf dass kommende Studien mehr Begeisterung fürs Zweirad belegen mögen. Ebenfalls wurde in dieser Woche bekannt gegeben: Das Stadtrad-Leihsystem fällt einen ganzen Monat lang aus, Anfang des Jahres – und danach wird die Benutzung teurer.

Genau da wäre etwas drin gewesen: Der Anspruch, man wolle das Rad fördern, hätte sich leicht übersetzen lassen in konkrete Politik: ein diskreteres Auswechseln der Drahtesel, keine höheren Kosten. Stattdessen gibt es wieder mal nur dröhnenden Klimbim.

Alexander Diehl