Gastkommentar Waldorfschule und AfD: Kein Kind sucht sich seine Eltern aus

Die AfD versucht, die Demokratie von innen auszuhöhlen. Wir müssen sie aus den Parlamenten verdrängen, nicht die Kinder ihrer Politiker aus Schulen.

Kinder laufen Treppenstufen hinauf

Hier sollte die AfD nicht bekämpft werden: Kinder auf dem Weg in eine Schule (Symbolbild) Foto: dpa

Das Kind eines AfD-Abgeordneten soll in einer Berliner Waldorfschule nicht aufgenommen werden, weil es dort angeblich nicht unvoreingenommen unterrichtet werden kann. Diese Haltung ist grundfalsch.

Ich wäre der letzte Bundestagsabgeordneten, dem es in den Sinn käme, die AfD in irgendeiner Weise zu schonen. Die Partei versucht, die Demokratie mit demokratischen Mitteln von innen heraus auszuhöhlen. Die Grundrechte anderer Menschen werden von vielen ihrer Mitglieder nicht wirklich akzeptiert. Aber es kann doch nicht unser Ansatz sein, die Kinder dieser AfD-Abgeordneten aus der Schule zu werfen, sondern wir müssen sie aus den Parlamenten verdrängen. Dazu dürfen wir es ihnen nicht noch unnötig leicht machen. Indem wir ihre Kinder zu Märtyrern machen, liefern wir ihnen Argumente gegen ansonsten berechtigte Kritik.

Kein Kind hat sich seine Eltern ausgesucht. Wenn es nach der AfD ginge, würden sie wohl auch die Kinder, deren Eltern an den Islam glauben, nicht auf ihre Schulen lassen. Kinder wegen ihrer Eltern zu diskriminieren, ist Unrecht, egal wer dies tut. Im Gegenteil: Es ist richtig, diesen Kindern in ganz besonderer Art und Weise zu helfen, in ein demokratisches Leben zu finden. Dazu können auch die Waldorfschulen einen wichtigen Beitrag leisten. Gerade bei den Kindern, die von ihren Eltern einen so schwierigen Start in ihr politisches Leben mitbekommen, sind wir alle in der Pflicht.

Waldorfschulen sind keine religionsgebundenen Schulen. Sie sind auch nicht an eine bestimmte Partei oder Ideologie gebunden. Was sie auszeichnet, ist ihr spezielles Lernkonzept und ihre Wertevermittlung. Es wäre ein Armutszeugnis, wenn gerade die Waldorfschulen nicht in der Lage wären, diese Aufgabe auch nur anzunehmen. Genauso wie dies jede öffentliche Schule selbstverständlich zu tun hat. Man darf außerdem die Kritikfähigkeit von Kindern an den Positionen ihrer Eltern nicht unterschätzen. Das lernen alle Eltern rasch. Auch die Kinder von AfD-Abgeordneten werden dies in der Zukunft noch eindrucksvoll zeigen.

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ist seit 2005 Abgeordneter der SPD im Bundestag

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