Chronik einer angekündigten Trennung

Manchester United entlässt seinen erfolglosen Trainer José Mourinho. Überraschend ist daran allenfalls der späte Zeitpunkt

Eine Qual: Mourinho schaut ManU zu Foto: reuters

José Mourinho wird die Entlassung bei Manchester United am Dienstag vermutlich mit Fassung getragen haben. Bereits vor Beginn der Saison schien das Verhältnis zum Verein zerrüttet zu sein. Der Portugiese beklagte sich unverhohlen über die sparsame Einkaufspolitik der Klubbosse und bekannte: „In der Premier League wird es schwer für uns, denn wir sind darauf nicht vorbereitet.“

Jede Niederlage konnte Mourinho stets als Bestätigung dessen lesen, was er vorab schon angekündigt hatte. Am erstaunlichsten ist insofern, wie lange Mourinho seine Mannschaft ohne irgendwelche Konsequenzen schlechtreden durfte. In Liverpool musste sich Man United am Sonntag (1:3) bereits zum fünften Mal in dieser Spielzeit geschlagen geben. Und so formulierte Mourinho seine endgültige Kapitulationserklärung. Er könne „die Saison nicht mehr reparieren, bekannte der 55-Jährige. Man United liegt als Tabellensechster 19 Punkte hinter Spitzenreiter Liverpool und hat elf Punkte Rückstand auf einen wichtigen Champions-League-Platz.

Der Klub hat die schlechteste Punkteausbeute nach 17 Spieltagen seit der Saison 1991/92. Die Abwehr – ansonsten meist das Prunkstück der Mourinho-Teams – ist extrem anfällig. Man United kassierte mehr Gegentore (29) als der Tabellenvorletzte Huddersfield Town (28).

Und Mourinho? „Mit der Intensität und Körperlichkeit von Liverpool können wir nicht mithalten“, räumte der Portugiese am Sonntag kleinlaut ein und betonte, seine Spieler hätten ihr Bestes gegeben. Von einem millionenschweren Kader mit Stars wie dem französischen Weltmeister Paul Pogba, dem belgischen Topstürmer Romelu Lukaku und mehreren englischen Nationalspielern erwarten die Vereinschefs und Fans mehr. Pogba saß gegen Liverpool allerdings erneut nur auf der Bank.

Britische Medien spekulieren schon lange über ein angespanntes Verhältnis zwischen Pogba und dem exzentrischen Trainer und einen vorzeitigen Abschied des Franzosen. Nun bekommt Pogba die Chance, sich neu zu beweisen. Vielleicht ist er schon nächsten Samstag bei der Auswärtspartie gegen Cardiff City dabei. (taz, dpa)