heute in bremen
: „Aktivisten wurden kriminalisiert“

Foto: privat

Xu Hui, promoviert an der Uni Jena über die Auswirkungen der Technologie-Entwicklung auf Automatisierung und Arbeitsbedingungen.

Interview Jean-Philipp Baeck

taz: Herr Xu, Sie haben am Montag das Mercedes-Werk in Bremen besichtigt. Wie vergleichbar ist es dort mit Produktionen in China?

Xu Hui: Die Automobil-Industrie ist sehr robotisiert. Der Produktionsprozess ist globalisiert. Was ich gesehen habe, ist daher ziemlich vergleichbar mit dem, was man in einer Volkswagen-Fabrik in China sieht.

Und im Bezug auf die Arbeitsbedingungen?

In Sachen Arbeitsrechte ist die Situation in Deutschland deutlich besser als in China. In der Provinz Guangdong etwa haben wir Streiks von Arbeitern der Automobil-Branche, die für eine bessere Bezahlung protestieren, insbesondere die vielen Studenten, die dort arbeiten und noch schlechter bezahlt werden.

Welche Reaktionen gibt es auf den Streik?

Die Aktivisten wurden kriminalisiert, viele wurden gefangen genommen. Aber die Arbeitsbedingungen in der Automobilbranche werden langsam etwas besser.

Tatsächlich?

Vortrag und Diskussion „Arbeitskämpfe und Automatisierung in China und Deutschland“, 18 Uhr, im Stadtteilladen Gröpelingen”, Liegnitzstr.12

Ja, weil hier die Gewinnmargen doch recht hoch sind, wird hier auch besser bezahlt. Anders sieht es natürlich bei den Zulieferfirmen aus und auch in anderen Branchen ist es schlimmer.

Man liest in Deutschland über die schlechten Zustände vor allem in den Produktionsstätten von Spielzeug und natürlich auch in den High-Tech-Firmen wie Foxconn, die Computer für Apple herstellt.

Das stimmt. Ich habe selbst mehrfach in Foxconn-Fabriken gearbeitet und kenne die Bedingungen. Man wird angetrieben schnell zu arbeiten, muss am Fließband immer das Gleiche tun und arbeitet sehr lange Tage. Vor allem aber sind die sozialen Verbindungen der Arbeiter untereinander schlecht. Es gibt kaum soziale Unterstützung, manchmal kommt es vor, dass Arbeiter, die im gleichen Schlafsaal übernachten, sich gar nicht kennen, weil der eine am Tag und der andere in der Nacht arbeitet.