das portrait
: Ute Volquardsen ist die oberste Bäuerin

Ute Volquardsen: Bauern finden Frau Foto: Daniela Rixen/ Landwirtschaftskammer

Neue Aufgaben scheut Ute Volquardsen nicht. Die Landwirtin betreibt mit ihrer Familie in der Gemeinde Reußenköge in Nordfriesland einen Hof, zu dem Ackerbau, Legehennen, Schweinemast, ein Hofladen sowie Anteile an einem Windpark und Solarzellen gehören. Daneben sammelt die gebürtige Lübeckerin Ehrenämter, unter anderem gehörte sie dem Gemeinderat an und saß im Vorstand des Verbands landwirtschaftlicher Fachbildung. Nun übernimmt sie einen neuen Posten: Volquardsen wurde zur Präsidentin der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein gewählt. Sie ist die erste Frau an der Spitze in der 122-jährigen Geschichte der Kammer.

Wenn traditionell geprägte Organisationen Frauen an die Macht lassen, deutet das meist auf ein Problem hin – ist das auch bei der Landwirtschaftskammer so? Die 54-jährige Volquardsen lacht auf diese Frage: „Klar, vor 100 Jahren wäre eine Kammerpräsidentin unvorstellbar gewesen, aber auch die Landwirtschaft ändert sich. Meine Tochter fährt genauso Trecker wie die Söhne, wir haben weibliche Azubis, und Väter sind froh über Töchter, die den Betrieb übernehmen.“

Über den Tellerrand zu schauen sei ihr wichtig, sagt die gelernte Hauswirtschafterin, die Mutter dreier Kinder und Großmutter ist. Mit 19 Jahren reiste sie nach Australien: „Rübergefahren bin ich, weil es da im Winter warm ist, und weil ich sehen wollte, wie dort gearbeitet wird.“ Sie half bei der Ernte, lernte, wie Landwirtschaft am anderen Ende der Welt aussieht: „Die Zeit hat mich geprägt.“ Bis heute rät sie allen Hof-Azubis, ins Ausland zu gehen.

Als Präsidentin wird Volquardsen vor allem für repräsentative Aufgaben zuständig sein. Aber sie will in ihrem Ehrenamt „neue Impulse“ setzen, wie sie sagt. Zwar sei ihr eigener Hof mit seinen vielen Standbeinen kein Modell, das für alle Betriebe infrage komme, aber er zeigt, wie vielfältig Landwirtschaft heute ist. Die Kammer versteht sich als neutraler Dienstleister. In der Zentrale in Rendsburg sowie in den zahlreichen Außenstellen arbeiten rund 380 Menschen. Die Hauptamtlichen sind unter anderem für Beratungen der bäuerlichen Betriebe, Versuche im Feld und Ausbildung zuständig. Esther Geisslinger