Kampagne zum Welt-Aids-Tag

Wissenschaftliche Studien haben belegt, dass HIV unter wirksamer Therapie nicht ansteckend ist

Zum Welt-Aids-Tag am 1. Dezember hat die Deutsche Aids-Hilfe ihre neue Kampagne mit einer guten Nachricht gestartet: HIV ist unter wirksamer Therapie nicht mehr übertragbar. Menschen mit HIV zeigen, was dank Medikamenten heute möglich ist: Partnerschutz, Sex ohne Kondom, Kinder bekommen. „Diese gute Nachricht sollte heute zur Allgemeinbildung gehören“, sagte Aids-Hilfe Vorstand Ulf Hentschke-Kristal am Mittwoch in Berlin zum Start der Kampagne. Die Erkenntnis nehme unnötige Ängste vor HIV-positiven Menschen.

Wissenschaftliche Studien haben belegt, dass HIV unter wirksamer Therapie nicht ansteckend ist. „Das deckt sich auch mit unserer Einschätzung“, sagt HIV-Experte Uwe Koppe am Robert-Koch-Institut (RKI). Medikamente müssen aber lebenslang genommen werden und können gerade bei langer Einnahmedauer Nebenwirkungen haben.

Generell bleibt das Übertragungsrisiko bei ungeschütztem Geschlechtsverkehr mit HIV-positiven Menschen ohne Therapie oder bei Therapiemängeln natürlich bestehen. 2017 gab es in Deutschland rund 3.300 Erstdiagnosen. Bei Heterosexuellen sieht das Robert-Koch-Institut in den vergangenen Jahren einen langsamen Anstieg der Neuinfektionen. Ihnen fehle es oft an einem Bewusstsein für das HIV-Risiko. Geschätzte 11.400 Menschen in Deutschland haben sich mit HIV angesteckt, wissen aber nichts von ihrer Infektion – oder wollen es nicht wissen.

Nach Schätzungen des RKI leben rund 86.000 Menschen in Deutschland mit dem HI-Virus. 74.800 haben nach einem Test eine Diagnose bekommen und rund 68.800 nehmen Medikamente. Insgesamt leben den Schätzungen zufolge mindestens 14.900 Menschen mit HIV in Berlin (Stand: Dezember 2017). 1.600 von ihnen wissen allerdings noch nichts von ihrer Infektion. Die Schätzung beruht auf Modellrechnungen, denn HIV wird oft erst Jahre nach der Infektion festgestellt. (dpa)