Sehnsuchtsort vor dem Aus

KULTUR Das Gelände des Reggae-Clubs Yaam am Ostbahnhof soll für 26 Millionen Euro verkauft werden. Ein Grundstückstausch könnte den Club vielleicht noch retten

Die Betreiber des Yaam sammeln online Unterschriften gegen die Schließung

VON NIKOLA ENDLICH

In Friedrichshain-Kreuzberg werden mögliche Rettungsmöglichkeiten für den von der Schließung bedrohten Club Yaam am Ostbahnhof diskutiert. Kürzlich war bekannt geworden, dass das Gelände des Reggae-Clubs am Stralauer Platz für 26 Millionen Euro verkauft werden soll. Bezirksbürgermeister Franz Schulz (Grüne) zieht in Erwägung, dem Investor ein alternatives Grundstück anzubieten, um so das Gelände für das Yaam zu erhalten. Er will sich deshalb bald mit den Betreibern treffen.

Interessenten für das Grundstück an der Spree auf Friedrichshainer Seite scheint es bereits zu geben: Laut Schulz hat sich der Baukonzern Hochtief beim Stadtplanungsamt über das Grundstück informiert. Eine Sprecherin des Baukonzerns dementierte das allerdings gegenüber der taz: „Es besteht kein Interesse.“

Seit seinen Anfängen 1994 hat der Club seinen Standort immer wieder geändert. An der Brachfläche in der Cuvrystraße hatte es auch einen Investoren gegeben, der auf dem Gelände ein Einkaufszentrum plante. Das Yaam räumte, der Investor ging jedoch pleite. Auf dem heutigen Gelände, so Yaam-Chef Ortwin Rau, habe der Club beim Einzug vor acht Jahren einen Vertrag mit dem damaligen Eigentümer des Geländes unterzeichnet. 2008 kaufte der heutige Eigentümer Urnova – ein Investor mit Sitz in Spanien – das Grundstück. Es wurde vereinbart, dass das Yaam geht, sobald sich ein Käufer findet.

Dieser Fall scheint nun eingetreten zu sein: „Das Grundstück soll verkauft werden“, bestätigt Cato Dill, der Urnova als Anwalt vertritt. Käuferanfragen gebe es bereits genug: „Das ist letztlich eine Frage des Preises.“ Auch Dill bestätigt, dass sich „ein renommierter deutsche Baukonzern“ als Interessent gemeldet habe.

Für Bürgermeister Schulz ist das Yaam ein „interkultureller Sehnsuchtsort“. In der Tat zieht der Club seit Beginn internationale BesucherInnen an. Neben Konzerten gibt es Projekte mit Streetworkern oder Beratungen zum Asylrecht. „Wir sind nicht einfach eine Strandbar“, sagt Yaam-Mitarbeiterin Lea von Varnbüler. „Was wir anbieten, macht diese Stadt erst interessant. Schade, dass das auf politischer Ebene oft nicht ankommt.“

Was dem Yaam in die Quere kommen könnte: Derzeit, so die Sprecherin der Bezirksgrünen Paula Riester, richte sich das Baurecht für das Grundstück nach den Gebäuden in der Umgebung, wie etwa dem in unmittelbarer Nähe liegenden mehrstöckigen Energieforum. Die Grünen wollen deshalb einen Antrag beim Bezirksamt einreichen, um den Bebauungsplan zu ändern und etwa eine geringere Baudichte sowie Grünflächen vorzuschreiben – Auflagen, die einem möglichen Käufer einen Strich durch die Rechnung machen könnten.

Darauf können die MitarbeiterInnen des Yaam nur hoffen. Einen weiteren Umzug, so von Varnbüler, könnte das Projekt finanziell nicht stemmen. Um den Verkauf noch zu verhindern, haben die Betreiber eine Onlinepetition gestartet und knapp 6.000 Unterschriften gegen die drohende Schließung gesammelt.