300-Milionen-Euro Klage chancenlos

Die P+S-Werften gingen krachend pleite und eine Beraterfirma will nun Schadenersatz. Damit wird sie wohl scheitern

Im Streit über die Millionenpleite der P+S-Werften vor sechs Jahren wird das Hamburger Landgericht eine Schadenersatzklage der Bremer Hegemann-Gruppe gegen die Unternehmensberatung KPMG voraussichtlich abweisen. Das machte die Vorsitzende Richterin in dem zivilrechtlichen Prozess am Donnerstag deutlich. Die endgültige Entscheidung soll am 24. Januar 2019 fallen.

Die Kammer begründete ihre vorläufige Einschätzung mit einer Unterbrechung der „Kausalitätskette“. Terminverzögerungen beim Schiffbau, Zahlungsausfälle oder Lieferschwierigkeiten seien später aufgetretene Probleme, die man nicht KPMG zurechnen könne. Aus Sicht der Hegemann-Anwälte ist eine Unterbrechung nur durch außergewöhnliche Umstände gegeben, nicht aber bei produktionstypischen Problemen. Sie werfen KPMG vor, für das Gutachten von unrealistischen Voraussetzungen ausgegangen zu sein. Hegemann geht von einem Schaden von mehr als 300 Millionen Euro aus. KPMG verlangt, die Klage abzuweisen.

Die Richterin forderte die Parteien auf, einen Vergleich zu schließen, um einen langwierigen und kostspieligen weiteren Prozess zu vermeiden. Nächste Instanz wäre das Hanseatische Oberlandesgericht.

Klaassen erklärte, dass das KPMG-Sanierungsgutachten Mängel aufwies. Es sei mit sehr optimistischen Konditionen gerechnet worden. „Wir können nicht sagen, dass alles Top-Arbeit war.“ Allerdings seien Pflichtverletzungen kein alleiniger Grund für Schadenersatzansprüche.

Die Schiffbaugruppe aus Bremen war laut Gericht mit Darlehenssicherheiten bei P+S engagiert, die zur Jahreswende 2009/10 zur Verlängerung anstanden. Dies sei auf Grundlage eines positiven Sanierungsgutachtens der Beratungsgesellschaft KPMG auch erfolgt.

Die P+S-Werften waren Ende 2012 in die Insolvenz gegangen. Mecklenburg-Vorpommern verlor 270 Millionen Euro durch Bürgschaften. Nach der Pleite waren Forderungen von insgesamt 1,22 Milliarden Euro angemeldet worden. Auslöser der Insolvenz war letztlich der Bau von zwei Fähren für die Reederei Scandlines, die mehrere Hundert Tonnen zu schwer waren. (dpa)