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Michael Pöppl
: Wunderbar Alltägliches und Besonderes

Fast direkt vor der Haustür hält quietschend die Trambahn, viel verkehrsgünstiger als am Rand der Ackerhalle in Mitte kann man kaum Wein verkaufen. Die Begrüßung von Chef Marcus Baumgart ist freundlich: „Willst du schon mal ein Glas Wein probieren?“ Baumgart verkostet gerade mit seinen Mitarbeitern neue Weine.

Rund 1.500 verschiedene Weine hat der Laden im Sortiment, die selbst gebauten Metallregale im kleinen, extrem hohen Laden reichen dreieinhalb Meter nach oben. Marcus Baumgart hat den ganzen Tag im Studio gearbeitet.

Als Gitarrist der Kapelle der Versöhnung nimmt er gerade eine neue Schallplatte mit dem Kabarettisten Rainald Grebe auf. Nach der Wende hat der „Ostmusiker“ (wie er selbst sagt) in Bars gearbeitet, später wegen der anstrengenden Arbeitszeiten lieber in Weinhandlungen gejobbt. Mit einem Freund, der leider viel zu früh verstarb, eröffnete er 1992 das erste eigene Weingeschäft, „Baumgart & Braun“ in der Wörtherstraße in Prenzlauer Berg.

2002 folgte die Weinhandlung an der Ackerhalle, vor vier Jahren kam die „Fleischhandlung“ ein paar Häuser weiter dazu. Das Fleisch, portionsgerecht abgepackt verkauft wird, stammt aus artgerechter Haltung.

Für die taz-Leser empfiehlt Baumgart zwei ganz unterschiedliche Flaschen aus seinem Sortiment, „etwas wunderbar Alltägliches und etwas wunderbar Besonderes“. Die erste Flasche ist ein roter Cuvee aus dem Roussillon, aus Syrah und Grenache Noir. Der „Saint Roch“ stammt vom Weingut von Jean-Marc und Éliane Lafage bei Perpignan. „Das ist eine sehr pittoreske Landschaft auf einem Hochplateau“, sagt Baumgart. Berge, Meer und Schieferböden prägen den Geschmack der Weine.

Im Weinglas duftet der Heilige Rochus nach dunklen Beeren, Himbeeren und Brombeeren stechen süß-säuerlich hervor, dazu kommt ein Hauch von würzigen Kräutern wie Thymian und Lorbeer. Im Mund entfaltet dann der Wein das volle Beeren­aroma, eine leichte Pfeffernote, dazu eine harmonische, leicht mineralische Säure – ein Wein einfach für alle Jahreszeiten. „Ideal zu gutem Fleisch“, sagt Baumgart.

Die zweite Empfehlung – für die gar nicht mehr so fernen Feiertage – ist ein Champagner von Launois Pere & Fils, einem kleinen Traditionsgut, das in achter Generation von den Schwestern Séverine und Caroline Launois geführt wird. Champagner sei der ideale Begleiter in der kommenden trüben Jahreszeit, sagt Baumgart.

Der Grand Cru Reserve ist mit 30 Euro Ladenpreis einer der preiswerteren Champagner aus der riesigen Auswahl in Baumgarts Laden, kann aber mit vielen großen Namen mithalten. Er duftet zurückhaltend frisch, die Perlage tanzt entspannt im Glas, auf der Zunge aber wirkt der Champagner sehr fein und trocken, mit einem Hauch von in Butter angebratenen mürben Winteräpfeln, Haselnussnoten und etwas Grapefruit im Abgang.

Angebot für taz-Leser: Bei Abnahme von 12 Flaschen „Saint Roch“ 2016 vom Maison Lafage (0,75 l, 7,90 Euro) oder von 12 Flaschen „Grand Cru Reserve“ 2015 von Launois Pere & Fils (0,75 l, 30 Euro) erhalten Sie bei Barzahlung jeweils eine weitere Flasche kostenlos dazu.