„Diese komischen Greifer“

LANDWIRTSCHAFT Eine Radtour zum Bioland-Hof Gartelmann, wo Roboter die Kühe melken

■ 3, ist eine Rotbunte, die mit 200 Artgenossinnen auf einem hochmodernen Bauernhof als Milchkuh arbeitet.

taz: Elsa, kannst du dich noch dran erinnern, wie es war, per Hand gemolken zu werden?

Elsa: Naja, so richtig mit der Hand werden wir ja schon lange nicht mehr gemolken, das Meiste hat ja die Melkmaschine gemacht. Mich hat das immer ein wenig genervt, denn mitten im schönsten Rumgedöse mussten wir plötzlich los, ab in den Stall und ran an die Maschine. Aber an die Maschine müsst Ihr doch jetzt auch?

Ja, aber wenn wir schlafen oder uns unterhalten wollen, werden wir nicht gestört. Erst wenn wir essen gehen, nähern sich diese komischen Greifer – und wir gehen dann essen, wann wir das wollen!

Stört dich das nicht, beim Essen gemolken zu werden?

Am Anfang war das schon komisch: Man ging nichts ahnend zum Futtertrog, und plötzlich kitzelte da etwas am Euter – dabei war gar kein Mensch in der Nähe. Aber nach ein paar Wochen hatten wir uns daran gewöhnt. Wir kriegen dafür ja jetzt auch besseres Essen als vorher. Seid Ihr denn vorher nicht gut gefüttert worden? Doch, schon, aber jetzt gibt’s mehr Kraftfutter. Vorher haben wir ja dauernd draußen rumgestanden und den ganzen Tag lang Grünzeug gefressen.

Aber Grünzeug ist doch besser als Kraftfutter, oder?

Das meint Ihr Menschen! Aber Ihr esst doch auch lieber Fast Food statt Gemüse oder Salat!

Naja, nicht alle Menschen tun das ...

... aber alle wollen Käse und Milch, und durch den Melkroboter hat mein Bauer jetzt viel mehr Zeit, sich darum zu kümmern.

Aber dafür kümmert er sich jetzt nicht mehr um euch, sondern um den Computer, der euch melkt.

Na und? Ob Mensch oder Roboter, das ist doch egal. Hauptsache, meine Artgenossen sind bei mir.  INTERVIEW: SIMONE SCHNASE

Radtour des Vereins „Sozial-Ökologie“ zum Milchviehbetrieb Gartelmann im Blockland. Thema: „Ein Melkroboter auf einem Biobetrieb – ist das die Zukunft?“, 15 Uhr, Torfhafen Findorff