JU-Chef wird Bauminister

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder stellt sein neues Kabinett vor. Der Männerüberhang wächst

Söders neun Ministern stehen künftig vier Ministerinnen gegenüber

Aus München Dominik Baur

Die Berufung des bayerischen Kabinetts ist Chefsache – und im Fall von Markus Söder auch Geheimsache. Erst eine Stunde vor der Vereidigung der neuen Minister und Staatssekretäre gab der bayerische Ministerpräsident in der CSU-Fraktion die Namen bekannt.

Die wohl größte Überraschung: Neuer Bauminister und damit Nachfolger von Ilse Aigner, die ins Landtagspräsidium gewechselt ist, wird Hans Reichhart. Den Chef der bayerischen Jungen Union, der in Söders erstem Kabinett Staatssekretär im Finanzministerium war, hatte kaum noch jemand auf dem Zettel, nachdem er im Oktober den Wiedereinzug in den Landtag verpasst hatte. Doch Reichhart war stets einer der treuesten Söder-Anhänger, brachte den Parteinachwuchs schon im vergangenen Jahr gegen Seehofer und für Söder in Stellung. Mit „MP Söder“-Schildchen posierten sie für die Fotos.

Eine weitere Überraschung stellte die Berufung Judith Gerlachs dar – die auch wesentlich zur Verjüngung des Kabinetts beiträgt. Vor gut einer Woche feierte die Unterfränkin ihren 33. Geburtstag, 2013 war sie als jüngste Parlamentarierin in den Landtag eingezogen. Jetzt soll sie das neue Ministerium für Digitales leiten.

Die größten Verlierer sind der bisherige Justizminister Winfried Bausback, Umweltminister Marcel Huber und Marion Kiechle. Die Medizinerin war erst im Frühjahr überraschend als Wissenschaftsministerin berufen wurden. Auch Wirtschaftsminister Franz Josef Pschierer gehört dem Kabinett nicht mehr an. Sein Ressort übernimmt der Freie-Wähler-Chef Hubert Aiwanger, das Ministerium wird um die Aufgaben Landesentwicklung und Energie erweitert. Als weitere Freie Wähler sitzen künftig Kultusminister Michael Piazolo und Umweltminister Thorsten Glauber in der Regierung.

Söders neun Ministern stehen künftig vier Ministerinnen gegenüber, vor der Wahl war das Verhältnis acht zu fünf. So überraschte es etwas, als der Ministerpräsident vor dem Landtagsplenum verkündete, er habe das Kabinett „insgesamt weiblicher“ gemacht. Söders mathematischer Kunstgriff: Er beschränkt sich bei der Rechnung auf die Regierungsmitglieder der CSU und bezieht auch die Staatssekretäre mit ein. Die Freien Wähler ihrerseits besetzten nämlich alle ihrer drei Ministerposten mit Männern.