Idylle im Plattenbauviertel

Das Projekt „Gärten der Welt“ des Marzahner Erholungparks in Berlin vereint orientalische, asiatische und europäische Gartenkultur

„Wenn du traurig einen Garten besuchst, verjagt er den Kummer aus deinem Herzen.“ So der ägyptische Dichter Ahmad Chaouki. Ein Besuch in den „Gärten der Welt“ in Berlin-Marzahn bewirkt keine Wunder, aber er tut gut. Der Erholungspark schmückt sich bislang mit vier Gärten aus unterschiedlichen Kulturkreisen: aus China, Japan, Bali und dem Orient. Ein koreanischer Garten ist im Bau und soll im Herbst 2005 fertig gestellt werden.

Beim Betreten der Gartenpforte duftet es stark nach kräftigen Blüten und dem frisch gemähten Rasen. Hinter dicken Mauern aus Sandstein liegt der „Garten der vier Ströme“. Es ist ist ein typischer orientalischer Garten. Ein Ebenbild des Paradieses will er sein. Der arabische Garten ist mit traditionellen Gartenelementen eines arabischen Gartenhofs („Ryhad“) ausgestattet. Die Ornamente an den Wänden und Säulen sind aus Millionen farbiger Keramikstückchen zusammengesetzt worden. Eine farbenfrohe Augenweide. Im Zentrum befindet sich eine plätschernde Quelle, die vier quadratische Gärtchen bewässert. Das Wasser soll arabischer Tradition nach heilende Kräfte haben und schlechte Gedanken vertreiben können. Rosen, Jasmin, Zitrusfrüchte und Granatapfelbäume vollenden den Garten Eden.

Der „Garten des wiedergewonnenen Mondes“ ist eine originalgetreue Wiedergabe eines chinesischen Gartens. Sein Name steht für die Freude über die wiedergewonnene Einheit Berlins. Mitten im Garten liegt ein See, um ihn herum sind traditionelle chinesische Häuschen gebaut, wie beispielsweise das kleine Teehaus. Weiß, Rot und Schwarz dominieren. Kostbare Hölzer, Felsen und Skulpturen stammen aus Peking. Die großen, felsigen „Thai-Hu“-Steine wurden von chinesischen Gärtnern eingebaut. Eine Konfuziusstatue rundet das Ganze ab. Den chinesischen Garten schützt keine Mauer oder Umfriedung – faszinierend fügt er sich in die Natur ein. „Blick auf den Mond“ heißt ein bootähnlich gestaltetes Gebäude, das mit Möbeln aus China ausgestattet wurde. Hier finden jährlich über hundert Trauungen statt. Vorbild ist das Marmorschiff Shi Fang im Sommerpalast von Peking.

Der japanische Garten, der den klangvollen Namen „Der Garten des zusammenfließenden Wassers“ trägt, steht in Beziehung zum Zen-Buddhismus. Diesen Garten mit den klassischen „Steinsetzungen“ – durch Einwirkung der Natur geformten Felsensteinen – schuf der japanische Zen-Priester und Gartenarchitekt, Shunmyo Masuno. Im Hauptgarten, der im Stil der „Trockenlandschaftsgärten“ angelegt wurde, befindet sich ein Pavillon („Chaya“). Das Besondere an diesem ist sein steinerner Wasserfall, der das Wasser und das Meer symbolisiert, ohne dabei Wasser zu verwenden. Die schmalen Gehwege sollen bei Besuchern eine angenehme Spannung erzeugen. Im Gegensatz zum orientalischen Garten zeichnet sich der japanische durch seine sanfte Zurückhaltung und Schmucklosigkeit aus – er ist ein Kleinod der japanischen Gartenkunst.

Eine bunte prachtvolle Mischung aus tropischen Pflanzen und Blumen ist im balinesischen „Garten der drei Harmonien“ („Tri Hita Karana“) zu finden. Das Ziel soll die Erhaltung des Gleichgewichts zwischen Göttern, Mensch und Natur sein. Eine exotische, in sich geschlossene und von Mauern umgebene Nachbildung des Urwalds. In der Mitte befindet sich ein Pavillon („Bale Dangin“) mit einem vollständigen Wohnkomplex. Ein Familientempel mit drei Schreinen umrahmt diese fremde, vom Hinduismus geprägte Welt. Das warme, feuchte Gewächshaus ist ein perfekter Ort fürs Gedeihen der „Malaienblumen“ (Nachtfalterorchideen).

Unterwegs im Erholungspark Marzahn kann man außerdem Originalteile der Berliner Mauer finden, die hier zur Zwischenlagerung liegen. Auf dem penibel gepflegten Rasen laden zahlreiche Holzbänke und Liegestühle zum Verweilen ein. Betreten des Rasens ist ausdrücklich erlaubt. So kann man sich erholt und entspannt auf den „Märchenweg“ und den „Marzahner Ausguck“ zubewegen oder sich im Kräuter-, Duft- oder Testgarten vergnügen.

AMELA OSMANOVIC

Eisenacher Straße 98, Berlin-Marzahn, Tel. (0 30) 5 46 98-0, geöffnet tägl 9–20 Uhr, ab 1. 10. bis 17 Uhr, Eintritt: 2 Euro, www.gaerten-der-welt.de