Unnütze Küchenutensilien: Die Wenigkönner

Für jede Küchentätigkeit gibt es ein Spezialgerät. Oft benutzt man es genau einmal – und danach nie wieder. 13 Dinge, die beim nächsten Umzug nicht mitmüssen.

zwei Würstchen rösten auf einen Stock gespießt über offenem Feuer

Seien wir ehrlich, beim Kochen ist einfach oft am Besten Illustration: Unsplash/Evan Kirby

Wohin mit dem Löffel?

Nie wieder hässliche Soßenflecken auf der Küchenarbeitsfläche, den Kochlöffel immer schnell zur Hand. Griffbereit lehnt er im formschönen Kochlöffelhalter, der zeitlose Eleganz ausstrahlt. Soßenreste tropfen in den praktischen Auffangbehälter ab, ein praktisches Utensil für anspruchsvolle Hobbyköche … Halt, Stopp, das ist ja ein unerträgliches Marketinggeschwurbel! Natürlich ist der Kochlöffelhalter das sinnloseste Ding, das jemals für die Küche erfunden wurde. Wer wirklich schon alles hat, der wird ihn sich auch noch hinstellen. Für alle anderen ist er Ausdruck einer Gesellschaft, die jedes Maß verloren hat. Felix Zimmermann

Wie so ein Kaffeefahrtopfer

Die Demonstration auf dem Flohmarkt sah so toll aus: Das Safti ist eine Art Rohr mit Deckelchen, das man in die Zitrone bohrt und aus dem oben dann der Saft herausläuft. Für den Fall, dass man nicht allen Saft braucht, kann man die Zitrone auf ein kleines Podest stellen, für später. Wie so ein Kaffeefahrtopfer schlug ich zu. Aber gleich die erste Zitrone mit Safti drin wurde sehr schnell schimmelig, und fortan traute ich Safti nicht mehr. Michael Brake

Ein Turm aus Plastik

Zu Beginn der 2010er-Jahre hatte sich auf verschlungenen Wegen der Küchentrend des Dampfgarens eingeschlichen. „Total easy und super gesund“, schwärmten Freunde. Sie verfügten über ein Landhaus, ihre saalartige Küche war im früheren Stall situiert, dort stand der Dampfgarer, ein Turm aus Plastik, harmonisch zwischen der Fünf-Meter-Tafel, den Stühlen, Hockern, Bänken, der Topf-und-Bräter-Sammlung und dem Manufactum-Entsafter. Als ich wenig später bei Aldi einen Dampfgarer sichtete (30 Euro, kannste nicht meckern!), kaufte ich ihn. Und als ich zu Hause meine Küche betrat, wusste ich: Das wird hier nix. Für den Dampfgarer hätte ich die Küchenmaschine abbauen müssen; nur in ihre Ecke hätte der Plastikturm hingepasst. Ich wuchtete den Aldi-Karton auf den obersten Küchenschrank. Und dort, eh klar, steht er noch heute. Anja Maier

Garnelencurrywurst, hallo!?

Zum Auszug bei meinen Eltern schenkte mir irgendwer ein Anfängerkochbuch – weil ich, so wohl der Gedanke dahinter, bis dahin noch nie einen Kochlöffel in der Hand gehabt hätte. Die Rezepte darin sind so fancy (Garnelencurrywurst, hallo!?), dass ich bis heute keines davon gekocht habe. Meine Studienzeit bestand dann doch sehr unkreativ aus Pommes, Spaghetti mit Käse, mehr Pommes und viel Tiefgekühltem. Für alles andere fragte ich kurz Mama. Oder das Internet. Tine Stöckel

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Vorsicht, Klinge im Gesicht

Ich hatte irgendwann in einer Pizzeria gesehen, wie elegant der Pizzameister die Pizza schnitt, mit einem Gerät mit einer kreisförmigen, frei rotierenden Klinge, und habe mir dann so einen Pizzaschneider zugelegt. Das Problem war nur, dass man Tiefkühlpizza damit kaum auseinanderbekommt, vor allem wenn man den Boden kross mag. Und nicht nur das; wenn man nicht genau im richtigen Winkel ansetzt, hat das gegenübersitzende Rendezvous ganz schnell die Klinge im Gesicht. Ein schweres, langes Messer ist viel besser. Also für die Pizza. Ulf Schleth

Das Rätsel aus der Startbox

Der Umzug nach Berlin, die erste eigene Wohnung, die erste eigene Küche und die erste eigene Ikea-Küchen-Startbox. 77 oder so Teile, vom Brettchen bis zur Knoblauchpresse, von der Pfanne bis zur Kochgabel. Kochgabel? Genau: ein Plastikding im Format eines Kochlöffels, aber mit Zinken, die jedoch stumpf sind. Keine Ahnung, was man damit aufgabeln soll, seit 17 Jahren liegt und hängt sie unbenutzt in meiner Küche. Michael Brake

Das ist soooo 90er

Wenn dieses Teil doch wenigstens zusammenklappbar wäre. Sich also der Spieß aus dem Brett ziehen ließe und die Plastikglocke faltbar wäre. Dann ließe sich der Tête-de-Moine-Hobel wenigstens kleinräumig verstauen. Tut er aber nicht. Er braucht im Küchenschrank Platz wie ein großer Kochtopf, seine Bestimmung aber ist solitär. Er dient dazu, Rosetten vom Mönchskopf abzuschaben, eine Käsesorte aus der Schweiz, was in den 90ern modern wurde, damals, als auch die Raclette-Welle ins Land hineinschmolz. Klar, man könnte auch anderen Hartkäse darauf packen oder Rosetten aus Schokolade schleifen. Aber um auf so was zu kommen, braucht man schon viel Fantasie. Jörn Kabisch

Wie beim Topfschlagen

In Prenzlauer Berg liegen immer schöne und nützliche Dinge auf der Straße – zum Mitnehmen. Eines Tages lag da, in Originalverpackung!, ein Granatapfelentkerner. Musste ich haben. Man halbiert den Granatapfel, legt ihn auf ein Sieb in einer Schale, stülpt ein Gummiding darüber und klopft. Mit einem Kochlöffel zum Beispiel. Es macht Lärm und man fühlt sich wie als Kind beim Topfschlagen. Und mit viel Glück fällt dann sogar mal ein Granatapfelkern durch die Löcher in die Schüssel. Oder auch nicht. Nicola Schwarzmaier

Jeden Tag kein Pesto

Ein Wiegemesser ist eine gute Idee, dachte ich. Endlich arbeiten wie ein Profikoch, dachte ich. Knoblauch und Kräuter werden in Sekunden kleingehackt, jeden Tag gibt es ein Pesto, mindestens, dachte ich. Reell habe ich eine Sperre im Kopf: Ich müsste das Wiegemesser mal in Ruhe ausprobieren, aber wenn es ans Kochen geht und ich doch wieder nur eine kleine Zwiebel und eine Möhre würfeln muss, dann nehme ich lieber schnell das normale Messer. Schade. Michael Brake

Bestialisch backen

Manchmal tauchen Dinge in der Küche auf, von denen man nicht weiß, woher sie kommen. Wie diese gebogene Metallstange mit einem Silikonlappen am Ende. Nachforschungen ergeben, dass es sich dabei um einen Teigschaber handelt, man verteilt damit den Teig beim Kuchenbacken. Es gibt auch Teigschaber ohne Stiel, die heißen Schlesinger, weil in früheren Zeiten der Schlesinger-Knochen, der Schulterblattfortsatz des Kalbes, dazu benutzt wurde. Bestialisch. Mit meinem Teigschaber kriege ich gar nichts gleichmäßig verteilt, die Backmischung klebt am Silikon. Ich mache das jetzt mit einem Löffel. Geht genauso gut. Ulf Schleth

Dieser Text stammt aus der taz am wochenende. Immer ab Samstag am Kiosk, im eKiosk oder gleich im praktischen Wochenendabo. Und bei Facebook und Twitter.

Herzloser Kaffeegenuss

Weihnachten 2016 bekam ich einen Milchaufschäumer geschenkt. Cool dachte ich, jetzt gibt’s Cappuccino wie im Café, und sah schon in Schaum gemalte Blätter und Herzen vor mir. Geklappt hat's natürlich nicht. Der Schaum fiel nach spätestens 30 Sekunden in sich zusammen, es sah trauriger aus, als wenn ich nur schnöde Milch in den Kaffee gekippt hätte. Keine Ahnung, woran es liegt. Cappuccino trinke ich jedenfalls wieder im Café und der Schäumer verstaubt im Schrank. Tine Stöckel

Im ökologischen Ungleichgewicht

Zu den wichtigen Orten für Hausstandsgründer zählen die Krimskramsangebotsecken diverser Super- und Drogeriemärkte, in denen man in Fernost hergestellte Geräte für unter 10 Euro erwerben kann. Da entdeckte ich eine elektronische Küchenwaage und nahm sie mit. Doch bereiten ihre Knopfzellbatterien ökologische Gewissensbisse. Überall gibt es sie nur in Zehnerpacks. Bis aber die erste Batterieladung verbraucht ist, sind die anderen nicht mehr auffindbar. Außerdem kosten sie genauso viel wie eine neue Waage, sodass sich irgendwann vier Waagen bei mir angesammelt hatten. Ich habe sie jetzt alle auf dem Flohmarkt verkauft und mir vom Erlös eine geholt, die ohne Strom funktioniert. Die gibt es nämlich. Ulf Schleth

Was ist rot, rund und aus Silikon?

Es war mein Geburtstag. Jemand brachte jemanden mit, ich kannte die Frau nicht. Und ich sah sie hernach auch nie wieder. Als die Lady mir die auf wertig getrimmte Verpackung überreichte, sagte sie so was wie „Hier bitte, ein Knoblauchschäler. Herzlichen Glückwunsch!“ Als ich das Präsent am nächsten Morgen unter die Lupe nahm, dachte ich erst an einen Scherzartikel: es war rot, rund und aus Silikon. Warum sollte man köstlich riechende Knoblauchzehen in eine Plastikröhre stecken? Um diese dann mit der flachen Hand auf einer festen Unterlage zu rollen und anschließend den massakrierten Knoblauch wieder rauszufummeln? Nicht dein Ernst?! Und bei genau dieser Frage ist es dann auch geblieben. Anja Maier

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