Auch die Chin nutzen längst Smartphones

Auch Myanmars ethnische Minderheiten bedienen sich der sozialen Medien wie selbstverständlich – mit allen bekannten Folgen

Facebook-Freunde? De-facto-Regierungschefin Aung San Suu Kyi und General Min Aung Hlaing Foto: ap

Von Salai Ngun San Aung

Aufgrund der schnellen und weitverbreiteten Entwicklung der Informationstechnologie nutzt auch in Myanmar inzwischen fast jeder ein Smartphone. Es ist sehr hilfreich, sich mittels sozialer Medien zu informieren, obwohl diese die Menschen sowohl positiv wie negativ beeinflussen.

Obwohl es keine detaillierten Daten über die Nutzung von Smartphones in Myanmar gibt, ist klar, dass deren Zahl allein zwischen den Wahlen im Jahr 2010 und denen von 2015 enorm gestiegen ist. Heute werden die Menschen in ganz Myanmar wie auch in den Gebieten der Minderheiten wie bei uns im Chin-Staat viel stärker durch soziale Medien beeinflusst. Für die etwa 500.000 Chin gibt es mehr als 70 unabhängige chinsprachige Websites. Darüber werden Nachrichten verbreitet, aber auch Informationen aus unzuverlässigen Quellen bis hin zu Fake News sowie Hass. Natürlich gibt es auch manch unnütze Information. Gemeinsam ist den Websites bei uns die Sprache der Chin.

Vor den Wahlen 2015 dominierte die Ansicht, dass die Nationale Liga für Demokratie (NLD) der Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi einen wirklichen Wandel in Myanmar bewirken würde. Viele Chin einschließlich der Chin-Diaspora unterstützten deshalb auch die Partei der Lady. Andere befürworteten weiter eine starke Partei der Chin.

Parlamentarische Demokratie mit Sonderrechten des Militärs. (Präsident Win Myint seit März 2018)

De-facto-Regierungschefin: Aung San Suu Kyi

Amtssprache: Birmanisch

Einwohner: 51,5 Millionen. In Prozent: Birmanen 68, Shan 9, Karen 7, Rakhine 4, Chinesen 3, Inder 2, Mon 2

Religion: in Prozent: Buddhisten 87,9, Christen 6,2, Muslime 4,3, Hindus 0,5

Pro-Kopf-BSP: 6.200 Dollar

Armutsrate: 25,6 Prozent

ROG-Rangliste der Pressefreiheit 2018: 137 (2017: 131) von 180 Staaten

Ein Journalist im Chin-Staat, dessen Seiten bei Facebook und im Web zusammen rund 10.000 Chin-Follower zählte, bekämpfte die lokale Nationaldemokratische Chin Partei (CNDP) auf unlautere Weise. Er verdrehte in seiner Darstellung die Politik und Strategie der CNDP auf eine sehr clevere Weise und lud diese Verdrehungen auf seinen Seiten hoch – einen Tag vor der Wahl. Von der Wahlkommission gab es keine Reaktion auf die falsche Darstellung, obwohl bereits eine öffentliche Debatte entstanden war. Letztlich änderten dann viele Menschen ihre Meinung und wählten statt der CNDP die NLD.

In Myanmar finden am 3. November die nächsten Nachwahlen statt. Die politischen Parteien und Kandidaten werben bereits in den sozialen Medien für ihre Ideen und Überzeugungen. Die sozialen Medien sind dafür sehr nützlich, doch schaffen sie eben auch Probleme in der Gesellschaft durch die Verbreitung von Hass, Propaganda und falschen Nachrichten.