Vier Millionen 2045 geknackt

Ergebnis einer neuen Studie: Berlin wächst, aber langsamer als bisher angenommen

Berlin wächst weiter, aber langsamer als in den letzten Jahren. Das heißt: Die Bundeshauptstadt wird erst 2045 rund 4 Millionen Einwohner haben, wie die Prognos AG in ihrem neuen Deutschland-Report vorhersagt. Zurzeit sind es rund 3,7 Millionen.

Der größte Zuwachs ist nach der Studie bis 2030 zu erwarten. Dann soll Berlin knapp 3,9 Millionen Einwohner haben. Das bedeutet aber auch: Mit einem Zuwachs von rund 25. 000 Menschen pro Jahr würde Berlin langsamer wachsen als in den vergangenen Jahren. In den Jahren 2012 bis 2016 war Berlin durchschnittlich jeweils um knapp 49.000 Einwohner gewachsen, am stärksten wegen der Registrierung zahlreicher Flüchtlinge 2016. In dem Jahr wuchs die Stadt um 60.500 Menschen oder 1,7 Prozent.

Andreas Geisel (SPD), damals noch Bausenator, hatte im Februar 2016, auch unter dem Eindruck der eintreffenden Flüchtlinge von einer neuen „Gründerzeit Berlins“ gesprochen. Er war nicht der einzige, der 4 Millionen Einwohner schon für 2025 für erreichbar hielt. Das entspräche der Einwohnerzahl Berlins vor dem Zweiten Weltkrieg.

So schnell geht es nun doch nicht. Stadtentwicklungssenatorin Katrin Lompscher (Linke) hatte bereits 2017 die Voraussagen ihres Amtsvorgängers Geisel nach unten korrigiert. Der Prognos-Report gibt Lompscher recht, er deckt sich auch mit den jüngsten Zahlen des Amts für Statistik Berlin-Brandenburg. Danach kamen im vergangenen Jahr 38.665 Neu-Berliner in die Stadt. Im ersten Halbjahr 2018 waren es „nur“ 12.000. Die Studie geht davon aus, dass sich die Zahlen auf rund 25.000 Neuzugänge im Jahr einpendeln werden.

Berlin wächst also weiter, nur ein bisschen langsamer. Das ist vielleicht gar nicht so schlecht. Schon jetzt finden Leute mit niedrigen Einkommen kaum noch bezahlbaren Wohnraum. Zu den Vor- und Nachteilen hatten RBB und Morgenpost im Frühsommer bei infratest dimap eine Bevölkerungsumfrage in Auftrag gegeben. 43 Prozent der Befragten sagten, Vor- und Nachteile des andauernden Zuzugs hielten sich die Waage. 37 Prozent meinten, das Bevölkerungswachstum sei eher nachteilig für die Stadt. Wohnungsmangel und steigende Mieten wurden dabei am häufigsten genannt. 18 Prozent versprachen sich Vorteile durch das Bevölkerungswachstum.

Der Zustrom der Neubürger treibt laut der Studie von Prognos das Wirtschaftswachstum in Berlin an. Das Bruttoinlandsprodukt werde jährlich um 1,5 Prozent zulegen – etwas stärker als im Bundesdurchschnitt, aber leicht weniger als in den süddeutschen Bundesländern. 2030 werde die Arbeitslosenquote auf 7,1 Prozent gesunken sein. 2017 waren es 9 Prozent gewesen. (dpa/taz)