Zahl der Opfer steigt weiter

Auf der indonesischen Insel Sulawesi werden noch immer viele weitere Leichen gefunden und Menschen vermisst. Die Hilfe kommt nur langsam voran, doch gibt es erste Erfolge

Helfer mit Suchhund in den Trümmern der Stadt Palu Foto: reuters

Von Sven Hansen

Eine Woche nach der schweren Erdbeben- und Tsunami-Kata­strophe auf der indonesischen Insel Sulawesi könnten nach Behördenangaben noch immer mehr als tausend Menschen allein in der Provinzhauptstadt Palu verschüttet sein. Dort lebten zuvor rund 350.000 Menschen. Die Behörden gaben am Freitag die Zahl der Toten mit 1.558 an. Doch seien im Außenbezirk Balaroa womöglich mehr als tausend Häuser im Schlamm versunken, sagte der Sprecher des Nationalen Rettungsdiensts, Yusuf Latief, am Freitag. Allein dort könnte es mehr als 1.000 Vermisste geben.

Bisher wird die offizielle Zahl der vermisst gemeldeten Personen mit 113 angegeben. Doch allein 152 Menschen würden noch unter Trümmern vermutet. Aus Donggala, 30 Kilometer westlich von Palu und ähnlich betroffen, gibt es noch keine gesicherten Erkenntnisse. Das zerstörte Palu, Hauptstadt der Provinz Zentralsulawesi, versuchen jetzt viele zu verlassen – per Flugzeug oder über Land, meist in Richtung Süden. Doch viele Straßen und Brücken sind beschädigt oder zerstört. Indonesiens Militär konzentriert sich zunächst darauf, Hilfslieferungen per Schiff heranzuschaffen. Allerdings sind in Palu auch die Kaianlagen und Hafenkräne beschädigt, was die Sache erschwert.

Nach UN-Angaben benötigen im Kata­stro­phengebiet mehr als 190.000 Menschen Nothilfe. Mindestens 65.000 Häuser seien zerstört oder beschädigt. 330.000 Menschen hätten keine Unterkunft mehr. Es fehle in erster Linie an Lebensmitteln und an sauberem Wasser. Doch gibt es auch erste Erfolge. So soll in mehreren Stadtteilen Palus die Stromversorgung wiederhergestellt sein. Auch gab es erste Treibstofflieferungen, um einzelne Bagger und Kräne einsetzen zu können.

Zusätzlich zu den durch die zwei Hauptbeben entstandenen Schäden war der Küstenstreifen von drei bis zu sechs Meter hohen Tsunami-Wellen getroffen worden. In Palus Stadtteil Petobo und im Außenbezirk Balaroa presste das Beben große Wassermengen aus tieferen Schichten in die Erdoberfläche. Bei dieser Bodenverflüssigung verwandelte sich der Untergrund in einen fließenden Brei, riss Gebäude mit und ließ sie teilweise versinken. Seitdem strapazieren Dutzende Nachbeben die Nerven von Überlebenden und Helfern, hinzu kommt der Ausbruch eines Vulkans. Der ist zwar mehr als 1.000 Kilometer entfernt, unterstreicht aber die seismischen Aktivitäten in der Region. (mit dpa und afp)