Es bleibt schwierig

Rechte ziehen weiter durch Köthen. Aber die Stadt wehrt sich

Am Mittwoch, dem Tag der Deutschen Einheit, wurde auf dem Köthener Holzmarkt zur Abwechslung mal diskutiert. Über Politik, Lokales und, ja, auch über Flüchtlinge. Politiker diverser Parteien stellten sich den Köthenern, die Stadt hatte dazu eingeladen. Die Bürger hätten Fragen und diese wolle man beantworten, sagte Bürgermeister Bernd Hauschild (SPD).

Zuletzt tönten über den Holzmarkt die Rechtsextremen. Nach dem Tod von Markus B. hatten sie Köthen wiederholt für Anti-Asyl-Aufmärsche ausgewählt, auch Anwohner reihten sich ein. Anfang September war der 22-jährige B. nach einer Auseinandersetzung mit zwei Afghanen gestorben, an einem Herzinfarkt. Er soll dazwischengegangen sein, als die Gruppe Afghanen stritt, wer Vater des Kindes einer schwangeren Köthnerin ist.

Nach dem Tod folgten die Aufmärsche. Zuletzt standen am vergangenen Samstag rund 400 Neonazis auf dem Marktplatz. Die Stadt hielt mit einem Demokratie-Fest im Tierpark dagegen, auch Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) reiste an.

Man wolle sich die Stadt nicht von anderen nehmen lassen, betont Bürgermeister Hauschild. Mit ersten Erfolgen. Ein Auftritt von Rechtsrockbands in Köthen konnte erfolgreich verhindert werden. Und als die Repu­blikaner für diese Woche mehrere Kundgebungen anmeldeten, verhängte der Landkreis Auflagen – die Rechtsaußen-Partei zog ihre Anmeldungen zurück. Hausschild spricht dennoch von einem „Ausnahmezustand“ für seine Stadt.

Es ist eine Situation, die an Chemnitz erinnert. Auch dort kam ein Mann zu Tode, Ende August erstochen, mutmaßlich von Flüchtlingen. Seitdem zogen auch hier wiederholt Rechtsextreme und Bürger durch die Stadt. Für Freitagabend ruft das rechte „Pro Chemnitz“ wieder zu einer Demonstration auf. Dass diese Woche acht Männer von der Bundesanwaltschaft festgenommen wurden, unter dem Verdacht, in der Stadt eine rechtsterroristische Gruppe gegründet zu haben, erschreckt „Pro Chemnitz“-Chef Martin Kohlmann nicht: Man habe mit den Festgenommenen nichts zu tun. „Wir machen weiter.“

Auch hier versucht die Stadt dagegenzuhalten. Am Mittwoch veranstaltete Chemnitz ein „Fest für Toleranz und Demokratie“, rund 2.000 BesucherInnen kamen. Und Oberbürgermeisterin Barbara Ludwig (SPD) präsentierte jüngst einen 7-Punkte-Plan: mehr Polizei in der Stadt, mehr Bürgerbeteiligung, mehr Arbeitsplätze für Migranten. So wolle man zu einem „guten, friedlichen Miteinander“ gelangen, so Ludwig.

Konrad Litschko