Nicht nur das Moor ist am Kochen

Emsland ruft den Katastrophenfall aus

Es qualmt ganz gewaltig. Nicht nur, dass das Moor bei Meppen seit gut zwei Wochen brennt. Auch die Anwohner kochen. Denn die Bundeswehr, die den Brand auslöste, fährt eine seltsame Informationsstrategie. Sie schwieg lange und rückte dann Informationen zur Lage nur häppchenweise raus. Ob die Entschuldigung von Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) die Anwohner milde stimmt, ist nicht übermittelt.

Am heutigen Samstag besucht von der Leyen Meppen, um sich ein Bild von der Lage zu machen, und vermutlich auch, um den Kameraden Schützenhilfe im PR-Desaster zu leisten. Und das Bild, was sich ihr bietet, ist wirklich kein schönes. Der Landkreis Emsland hat am Freitag den Katastrophenfall ausgerufen. Laut Einsatzkräften vor Ort könne man die Evakuierung von Tausenden Anwohner*innen in den Gemeinden Groß Stavern, Klein Stavern und Sögel nicht mehr ausschließen.

Der zuständige Dezernent des Landkeises, Marc-André Burgdorf, rät den Menschen in den betroffenen Ortschaften, sich auf die Evakuierung vorzubereiten und alle wichtigen Dokumente und benötigten Medikamente zu packen. Die Bundeswehr hatte nicht nur gegenüber den Anwohnern versäumt, ein klares Bild von der Lage zu liefern. Feuerwehren in Bremen wurden beispielsweise überhaupt nicht unterrichtet, obwohl es bei solchen großen Bränden und der passenden Witterung üblich ist. Die Bundeswehr gelobt Besserung und mehr Transparenz.

Christian Meyer, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der Grünen im niedersächsischen Landtag, hat trotzdem Strafanzeige gegen die Bundeswehr gestellt. Die Staatsanwaltschaft in Osnabrück hat daraufhin ein Ermittlungsverfahren eingeleitet.

Die Wehrtechnische Dienststelle der Bundeswehr bei Meppen hatte am 3. September bei einem Raketentest das Moor bei Meppen in Brand gesetzt. Speziallöschfahrzeuge waren entweder kurzfristig ausgefallen oder in der Werkstatt.

Insgesamt kämpfen knapp 1.300 Frauen und Männer gegen den Brand, darunter Einsatzkräfte der Bundeswehr, Helfer von THW, Feuerwehr und Kräfte des Spezialpionierregiments 164 aus Husum. Überwiegend sind es jedoch Freiwillige Feuerwehren aus den umliegenden Ortschaften. Die Bundeswehr teilt mit, dass die Lage zwar stabil und das Feuer unter Kontrolle sei, der Druck aber hoch bleibe, da bei Windböen von etwa 85 Kilometern pro Stunde Funkenflüge das Feuer weitertragen können.

Das brennende Gelände liegt im Naturschutzgebiet „Tinner Dose-Sprakeler Heide“. Der Moorbrand bedroht dort unzählige Insekten, Spinnen und Reptilien. Mittlerweile sind über 500.000 Tonnen Kohlenstoffdioxid durch den Brand freigesetzt worden. Yasemin Fusco