Hacker-Angriff auf Labor: Schweiz wirft Russland Spionage vor

Diplomatische Krise zwischen der Schweiz und Russland: Hintergrund ist ein Cyberangriff auf ein Labor mit einer Verbindung zum Fall Skripal.

Forensiker in Sicherheitsanzügen

Forensische Untersuchung des Ortes, wo Skripal und seine Tochter gefunden wurden; Salisbury, März 2018 Foto: Reuters

GENF taz | Zwischen der Schweiz und Russland eskaliert eine diplomatische Krise. Auslöser sind „Erkenntnisse“ des für die In- und Auslandsaufklärung der Schweiz zuständigen Nachrichtendienst des Bundes (NDB) sowie Ermittlungs- und Strafverfahren der Bundesanwaltschaft zu mutmaßlichen Ausspähaktivitäten und Hackerangriffen russischer Spione gegen ein Chemiewaffenlabor in Spiez und gegen den Sitz der Welt-Anti-Doping-Agentur (Wada) in Lausanne.

Das Labor in Spiez hatte im Auftrag der Organisation für das Verbot von Chemiewaffen (OPCW) in Den Haag Proben des Nervengiftes Nowitschok untersucht, das im März dieses Jahres im britischen Salisbury bei dem Anschlag gegen den russischen Exagenten Sergei Skripal und dessen Tochter verwendet wurde. Die Schweizer Behörden gehen inzwischen auch dem Verdacht nach, dass der Anschlag in der Schweiz vorbereitet wurde. Bei der Wada in Lausanne lagern Blut- und Urinproben russischer SportlerInnen.

Nach einem internen Bericht des NDB an den Bundesrat, die siebenköpfige Regierung in Bern, wurden im März dieses Jahres in den Niederlanden zwei russische Agenten festgenommen, die auf dem Weg nach Spiez waren, um das Chemielabor auszuspionieren. Sie wurden in ihre Heimat abgeschoben.

Laut dem NDB soll es sich bei den beiden Russen um dieselben Personen handeln, gegen die die Bundesanwaltschaft bereits im März 2017 ein Verfahren eröffnet hatte wegen eines Hackerangriffes auf die Wada im Jahr 2016. Dabei wurden Daten aus einer Wada-Datenbank gestohlen und veröffentlicht.

„Märchen“

Bereits dreimal in diesem Jahr hat das Außenministerium in Bern den russischen Botschafter einbestellt, um gegen die mutmaßlichen Aktivitäten russischer Spione zu protestieren. Die russische Botschaft wies alle Vorwürfe als unbegründet zurück und bezeichnete sie als „Märchen“.

Am Dienstag griff der russische Botschafter in Bern, Sergei Garmonin, auch die bisherigen Berichte der Schweizer Medien heftig an. Das seien „russophobe Anschuldigungen sogenannter unabhängiger Journalisten“, schalt er.

In den letzten Monaten hatte Bern einer Reihe russischer Di­plo­ma­tInnen die Akkreditierung verweigert. Bei dieser Entscheidung spielte auch eine Rolle, dass laut NDB einige dieser DiplomatInnen zuvor in anderen Ländern als Agenten gearbeitet hätten. Zudem seien bereits über ein Viertel aller derzeit in der Schweiz akkreditierten 83 DiplomatInnen Russlands als Agenten tätig – die meisten davon an der UNO-Mission in Genf. Moskau hat inzwischen reagiert und die Akkreditierung einiger von der Schweiz entsandter DiplomatInnen verweigert.

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