Die unendliche Geschichte der Asse-Fässer

RÜCKHOLUNGSSTREIT Das Bundesamt für Strahlenschutz prüft nun auch einen Verbleib des radioaktiven Mülls im maroden Atommülllager Asse. Das sei jedoch keine Abkehr von der geplanten Räumung

„Die Uhr in unserem Rücken tickt – und sie tickt sehr schnell“

BJÖRN FÖRSTERLING, FDP

Die Rückholung der radioaktiven Abfälle aus dem Atommülllager Asse bleibt die Vorzugsvariante bei der Sanierung des vom Einstürzen und Volllaufen bedrohten Bergwerks – dies versichert das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS). Gleichzeitig prüft die Behörde in einer „Konzeptskizze“ die langfristigen Auswirkungen, wenn die Fässer unter Tage bleiben.

Es werde untersucht, „ob die Schutzziele des Atomgesetzes auch bei einem Verbleib der radioaktiven Abfälle in der Anlage erreicht werden können“, sagte BfS-Vizepräsidentin Stefanie Nöthel der Braunschweiger Zeitung. Über die Skizze soll bei einem Workshop Ende November mit Experten diskutiert werden.

Um eine Abkehr von der Räumung handele es sich keinesfalls, sagte Nöthel: „Wir verfolgen konsequent die Rückholung.“ Es bestehe aber die Möglichkeit, „dass sie nicht gelingt oder dass es einen plötzlichen großen Wasserzutritt gibt“. Für diesen Fall müsse das BfS vorbereitet sein und wissen, wie mit der neuen Situation umzugehen sei. „Wenn es tatsächlich das Resultat seriöser und vertrauenswürdiger Berechnungen wäre, dass die Abfälle unten bleiben können, ohne dass langfristig die Sicherheit gefährdet ist, dann wäre das für alle erfreulich.“

Sie rechne aber nicht mit einem solchen Ergebnis, sagt Nöthel und verweist darauf, dass eine Rückholung Belastungen für Bergleute und Anwohner bringt. „Um die Abfälle zurückholen zu können, muss ich zeigen, dass es unter Tage nicht möglich ist, die Abfälle langfristig sicher unterzubringen. Wenn ich diesen Nachweis nicht erbringen kann, dann wird uns das niedersächsische Umweltministerium keine Genehmigung für die Rückholung erteilen.“

Der FDP-Landtagsabgeordnete Björn Försterling zeigte sich über Nöthels Aussagen irritiert. „Das geht meiner Meinung nach am Thema vorbei“, sagte er. Wichtig sei, die Rückholung voranzutreiben. „Die Uhr in unserem Rücken tickt – und sie tickt sehr schnell.“  RP