Arme Zeitung

JournalistInnen der Bergedorfer Zeitung drohen Kündigungen. Grund sind Budgetkürzungen

„Wer an eine Lokalzeitung glaubt, der darf Redaktionen nicht kaputt sparen“

Stefan Endter, DJV

Von Marthe Ruddat

Wegen rückläufiger Auflagenzahlen und sinkender Werbeeinnahmen muss die Bergedorfer Zeitung künftig einen Millionenbetrag einsparen. Das bestätigte Tobias Korenke, Sprecher der Funke Mediengruppe, zu der die Zeitung gehört. Der Betriebsrat und die Angestellten erfuhren vor knapp zwei Wochen von den Sparplänen. „Es war nur eine Frage der Zeit, bis der Kelch auch mal bei uns ankommt“, sagt Olaf Lüttke, Betriebsratsvorsitzender bei der Bergedorfer Zeitung.

Korenke zufolge schreibt das Blatt rote Zahlen. Die Kosten müssten reduziert werden, um die Zukunft der Zeitung zu sichern. „Wir versuchen alles, um betriebsbedingte Kündigungen zu verhindern“, sagt er.

Ab dem kommenden Jahr stehen der Redaktion 400.000 Euro weniger zur Verfügung. Auslaufende Zeitverträge, Altersteilzeit und die normale Fluktuation würden bereits für Senkungen der künftigen Ausgaben sorgen, so Korenke. Darüber hinaus wird in Bergedorf die JournalistInnenausbildung vorläufig eingestellt, es wird kein neues Volontariat vergeben. Dies ist laut Korenke eine vorübergehende Maßnahme. „Es wird in der Zukunft wieder Volontäre bei der Bergedorfer Zeitung geben“, sagt er.

Weitere Einsparungen versuchen die JournalistInnen der Zeitung durch die Reduzierung ihrer Arbeitszeit selbst zu gewährleisten. Lüttke ist zuversichtlich, dass dadurch fast alle Kürzungen aufgefangen werden können.

Deutlich pessimistischer ist er jedoch mit Blick auf die zusätzlichen 200.000 Euro, die ab 2020 eingespart werden müssen. „Das wird schwierig, es gilt schließlich auch die Qualität der Berichterstattung aufrecht zu erhalten“, sagt Lüttke.

Auch im Verlag gibt es drastische Einschnitte, dort stehen künftig 500.000 Euro weniger zur Verfügung. Weil die Bergedorfer Geschäftsführer aber sowieso ausscheiden und laut Lüttke einige Verlagsmitarbeiter bereits gekündigt haben oder mit ihnen verhandelt wird, drohen dort wohl keine betriebsbedingten Kündigungen.

Stefan Endter, Geschäftsführer des Hamburger Landesverbands des Deutschen Journalisten-Verbands kritisiert die Budgetkürzungen: „Wer an eine Lokalzeitung glaubt, der darf Redaktionen nicht kaputt sparen.“

Anders als für andere Beschäftigte der Funke Mediengruppe gilt für die Bergedorfer Angestellten ein Rationalisierungsschutzabkommen. Es schützt sie zwar nicht vor betriebsbedingten Kündigungen, enthält aber Regelungen zu Abfindungen.