Die Medizin, die nicht heilt

Mit „Letzte Hilfe“-Kurs und dem ganz dem Tod gewidmeten Rahmenprogramm der „Bremer Woche der Palliativmedizin“ sorgt der große Sterbe-Ärzte-Kongress für Öffentlichkeit jenseits der Fachdiskussion

Rund 1.500 Teilnehmer werden in dieser Woche in Bremen zum 12. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin erwartet. Unter dem kryptischen Motto „Auf breiten Wegen. Integration, Innovation, Intuition“ werden sie sich vom Mittwoch bis Samstag im Kongresszentrum über Fragen der medizinischen und pflegerischen Betreuung von Menschen am Lebensende austauschen. Der Kongress gilt als größte Veranstaltung zur Palliativmedizin in Deutschland. Parallel ist ein breites Begleitprogramm für die Öffentlichkeit geplant: die „Bremer Woche der Palliativmedizin“, hat am Sonntag begonnen.

Der Kongress präsentiert unter anderem neue Forschungsergebnisse zur Palliativmedizin und stellt Möglichkeiten vor, Schmerzen und andere Symptome am Lebensende wie Atemnot zu lindern, wie Pressereferentin Karin Dlubis-Mertens erläuterte. In „Fall-Konferenzen“ werden schwierige Entscheidungen im medizinischen Alltag besprochen wie der Sterbewunsch eines Patienten oder der mögliche Abbruch einer Therapie. Unter den Teilnehmern sind zahlreiche Ärzte, aber auch Pflegerinnen und Pfleger sowie Psychologen, Sozialarbeiter und Seelsorger.

Bis zum 7. September wird in der Kirche Unser Lieben Frauen in der Innenstadt die Ausstellung „Ein Koffer für die letzte Reise“ gezeigt. Dafür haben insgesamt 102 Menschen aus allen Teilen des Landes symbolisch einen Koffer gepackt, der sie auf der Reise aus dem Leben begleiten könnte.

Am 5. September findet in der Kulturkirche St. Stephani ein Bürgerforum zum Thema mit Experten aus der Hospizbewegung, der Palliativmedizin und der Trauerarbeit statt. Am 6. September zeigt das „Theater Laboratorium Oldenburg“ das Stück „Der Mann, der niemals weinte“ über den Umgang mit Demenz. In der Palliativ-Woche zeigt das City46 drei Filme, auch gibt es einen „Letzte Hilfe“-Kurs.

Der bundesweite Kongress, der alle zwei Jahre ausgerichtet wird, gastiert erstmals in Bremen. Die Palliativmedizin sei ein stark wachsender Arbeitszweig, erläuterte Dlubis-Mertens. Die 1994 gegründete Deutsche Gesellschaft für Palliativmedizin habe inzwischen mehr als 5.800 Mitglieder. Rund 80 Prozent der deutschen Krankenhäuser hätten trotz Bedarfs keine eigene Palliativstation. Deshalb werde bei dem Kongress unter der Schirmherrschaft von Bremens Bürgermeister Carsten Sieling (SPD) auch über den Aufbau von Palliativdiensten in den Kliniken nachgedacht. (epd)