Makler-Provisionen beim Immobilienkauf: Kein Geld für Schrott

Immobilienkäufer sollen nicht mehr unsinnige Makler-Provisionen zahlen müssen. Wunderbar. Aber es gäbe mehr Maßnahmen gegen Wohnwucher.

Rechtwinklig aufeinander zulaufende Seitenflügel eines modernen Wohnhauses

Wer eine Wohnung kauft, ist schnell gefangen in unnötig hohen Nebenkosten Foto: Unsplash/Simone Hutsch

BERLIN taz | Schon beim puren Lesen des Wortes „Baukindergeld“ ärgert man sich grün und gelb und schwarz zusammen. Zehn mühsam abgeknapste Steuermilliarden will die Große Koalition der Dummbatzen dafür ausgeben – und die Immobilienhaie, Bauträger und natürlich die ewigen Makler können ihre Veitstänze des Glücks über das Geschenk vor allem einiger CDUler in der Koalition gar nicht mehr einstellen.

Die 12.000 Euro, die kaufwillige Kleinfamilien sogar rückwirkend zum 1. Januar von Vater Staat erhalten, werden wahrscheinlich einfach an die Stützen der Wohnungswirtschaft durchgereicht werden. Motto: Ich geb dir das Baukindergeld, dann baust du mir noch die schöneren Kacheln im Flur für umme ein.

Noch ist Niedrigzinsphase – wer kann und will, sollte die Möglichkeit, Eigentümer zu werden, vielleicht nutzen. Natürlich ist es skandalös, wie die Schar der unbedarften Möchtegerne und neugebackenen Besitzer gerade abgezockt wird: Während die Bank mal nicht ganz so viel an ihnen verdient, winken Mondpreise für Schrottimmobilien im Speckgürtel von Jottwede ohne Bushaltestelle, bei den Handwerkern, den Hausverwaltungen, in den Baumärkten. Die Erwerbsnebenkosten sind sogar der ganz helle Wahnsinn. 15 Prozent zusätzlich zur Kaufsumme sollte dafür jeder Kauf­aspirant auf dem Konto rumliegen haben – die Bank gibt dafür keinen Kredit.

Wer zum Beispiel eine Eigentumswohnung für 400.000 Euro kauft, muss derzeit mindestens 60.000 Euro für Nebenkosten draufschlagen. Am ungerechtesten: die Maklergebühren. Der Makler, der in dieser Ära der fast unbegrenzten Zahl von Kaufinteressenten am wenigsten aller Beteiligten zu tun hat, streicht je nach Bundesland zwischen 5,95 und 7,14 Prozent der Kaufsumme ein. In Beispielfall sind das 28.560 Euro. Dafür bekommt der Käufer ein, zwei Besichtigungen des Objekts, ein Exposé, Unterlagen vom Grundriss bis zum Energiebedarfsausweis.

Das madenartige Leben der Vermittler

Zudem: Die „Arbeit“ des Maklers, das Vermitteln, ist bei der derzeitigen Marktlage relativ unnötig. Wie madenartig sein Leben in Zeiten des Immobilienbooms ist, zeigt sich gerade auf dem Portal Immoscout, wo fast zwei Drittel aller Objekte vom Makler offeriert werden: Hier wird nun darüber sinniert, was Makler alles bei der Erstellung von Drohnenvideos für ihre Wohnungspräsentation beachten müssen.

Sonst hat der Makler wenig andere Probleme: Niemand fragt, ob seine Provision tatsächlich prozentual am Kaufpreis festgemacht werden muss – und nicht einfach nach Leistung ausgehandelt. Niemand fragt, warum die Provisionen in Deutschland weit über dem europäischen Durchschnitt liegen. Immerhin fragt Justizministerin Katarina Barley (SPD) jetzt, warum sich das Bestellerprinzip nicht auch auf Kaufimmobilien ausweiten lässt.

Die Kneipenregel „Wer bestellt, zahlt“ könnte Wildwüchse beim Makeln begrenzen

Ergo: Derjenige hätte die Maklerkosten zu tragen, der den Makler beauftragt hat. Also meist der Eigentümer. In 11 der 16 Bundesländern teilen sich jetzt schon Käufer und Verkäufer die Provision, überwiegend hälftig. Und: Das Bestellerprinzip wurde bereits vor zwei Jahren zusammen mit einer Deckelung der Courtagen 2015 bei der „Vermittlung“ von Mietwohnungen eingeführt.

Natürlich wird es auch hier teilweise üble Erfahrungen mit Eigentümern geben, die die Provisionen einfach auf die Kaufsummen drauflegen. Aber die Kneipenregel „Wer bestellt, zahlt“ könnte Wildwüchse beim Makeln begrenzen. Das zeigt sich auswärts: Sowohl in Österreich als auch in den Niederlanden gilt inzwischen das Bestellerprinzip. In Österreich ist die Provisionshöhe je nach Preishöhe gesetzlich bei etwa 3 Prozent gedeckelt. In den Niederlanden, wo Preisabsprachen verboten sind, hat der Wettbewerb inzwischen zu Provisionen zwischen 1 und 2 Prozent geführt.

Bis die Reformen greifen, steigt der Bauzins wieder

Und die anderen Nebenkosten? Wer braucht im Blockchain-Zeitalter noch Grundbücher und Notare, die sich um die Einträge dort kümmern? Und: Warum muss die Grunderwerbsteuer eigentlich in einigen Bundesländern bei bis zu 6,5 Prozent des Kaufpreises liegen? Schade nur: Bis hier die ersten Reformen für die eigentumswilligen „jungen Familien“ greifen, liegt der Bauzins wieder bei 8 Prozent und mehr.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Ist Leiter des Ressorts Wirtschaft und Umwelt. Er hat in Bonn und Berlin Wirtschaftsgeschichte, Spanisch und Politik studiert. Ausbildung bei der Burda Journalistenschule. Von 2001 bis 2009 Redakteur in Bremen und Niedersachsen-Korrespondent der taz. Dann Financial Times Deutschland, unter anderem als Redakteur der Seite 1. Seit 2012 wieder bei der taz.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.