Am Kotti soll es grüner werden

Mit Moos auf dem Dach und vertikalen Gärten wollen zwei SPD-Abgeordnete das NKZ verschönern

Diesen Betonklotz sieht man schon von Weitem: Rund 300 Wohnungen und 80 Läden gehören zum „Neuen Kreuzberger Zentrum“ am Kottbusser Tor. Die SPD-Abgeordneten Ülker Radziwill und Iris Spranger setzen sich nun dafür ein, das Gebäude in der Nähe des U-Bahnhofs zu begrünen. „Grün darf kein Luxus sein“, sagt Radziwill. In dem markanten Haus wohnten viele Menschen, die kein großes Budget hätten. „Nicht jeder kann in den Urlaub fahren.“ Die Politikerinnen schlagen deswegen vor, den Komplex zu bepflanzen.

Der Vorbau mit seinen Cafés könne mit niedrigen Bäumen, Sträuchern und Gewächshäusern verschönert werden. Auf dem Dach des Gebäudes könnten Moose wachsen. Dafür müsse man Statik und Wasserabläufe prüfen, sagte Radziwill. Denkbar seien auch vertikale Gärten – also Pflanzen, die an einer Fassadenkonstruktion wachsen.

Gewobag prüft Bepflanzung

Das Gebäude – auch NKZ abgekürzt – gehört seit 2017 der städtischen Wohnungsbaugesellschaft Gewobag. Derzeit würden Maßnahmen zur Weiterentwicklung des Objekts geprüft, teilte deren Sprecherin mit. Im Vordergrund stünden mehr Sicherheit, Ordnung und Attraktivität. Urban Gardening sei ein mögliches Element. Eine von der Gewobag beauftragte Machbarkeitsstudie kam zu dem Ergebnis: Bei der Schaffung von Grünflächen auf dem Dach des Hauptgebäudes gibt es Sicherheitsbedenken, eine Fassadenbepflanzung sei „wirtschaftlich nicht verhältnismäßig“, also zu teuer. Eine Begrünung des Vorbaus würde dagegen im Rahmen eines Gewerbekonzepts abgestimmt, auch mit dem Mieterrat.

Der Vorschlag für den riesigen Wohnblock ist ein Beispiel, wie Berlin neue Ideen fürs Stadtbild sucht. Die rot-rot-grüne Landesregierung will etwa einen Beauftragten für Urban Gardening schaffen, der beim Anlegen von Gärten beraten soll. Die Stelle wird gerade ausgeschrieben. Gemeinschaftsgärten mitten in der Stadt gibt es etwa bereits auf dem Tempelhofer Feld oder am Moritzplatz. Geplant ist auch ein Förderprogramm für grüne Dächer. „Grüner Wohnungs- und Häuserbau ist gerade das ganz große Thema, weltweit“, sagt Spranger. „In Wien und Tokio entstehen gerade die ersten Holzhochhäuser.“ Da müssten auch in Berlin mehr Impulse kommen. Radziwill kann sich als Alternative für einen vertikalen Garten auch vorstellen, dass die Wohnungsbaugesellschaft mit den Bewohnern die Balkone bepflanzt und danach gemeinschaftlich pflegt. (dpa)