Der Preis des Klimawandels

Brand vernichtet so viel Wald wie noch nie in diesem Jahr. Bauern bekommen Millionen Euro wegen Dürre

Hunderte Feuerwehrleute bekämpften den Brand bei Treuenbrietzen in Brandenburg Foto: Michael Kappeler/dpa

Aus Berlin Jost Maurin

Es riecht nach Klimawandel. Am frühen Morgen lagen gigantische Rauchwolken über großen Teilen Berlins. Viele Hauptstädter riefen die Feuerwehr. Es brannte tatsächlich – aber nicht in Berlin, sondern etwa 50 Kilometer südlich rund um den brandenburgischen Ort Treuenbrietzen. Dort loderte seit Donnerstag auf ungefähr 400 Hektar der bisher größte Waldbrand des Jahres in Deutschland. Drei Dörfer mit zusammen 500 Einwohnern mussten evakuiert werden.

„Der Klimawandel erhöht die Wahrscheinlichkeit so großer Waldbrände“, sagte Kirsten Thonicke, Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK), der taz. „Brandenburg ist besonders gefährdet, was Sommertrockenheit angeht, infolge des Klimawandels. Deswegen rechnen wir damit, dass in der Zukunft die Waldbrandgefahr weiter zunehmen wird“, ergänzte Mojib Latif, Professor am Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel.

„Unsere Prognosen zeigen für Brandenburg wie auch für andere Regionen weltweit: Es wird wärmer und trockener, die Temperatur- und Niederschlags­ex­tre­me nehmen zu“, so PIK-Expertin Thonicke. „Und man sieht ja schon in den letzten Jahren, dass tatsächlich die Sommertrockenheit zunimmt“, sagte Latif.

„Wenn es so lange so heiß und so trocken ist wie dieses Jahr in Nordostdeutschland, dann steigt die Gefahr solcher Waldbrände auch dieser Größenordnung. Die Wälder sind ausgetrocknet, die Böden sind ausgetrocknet. Da braucht es nur eine kleine Entzündungsquelle“, erläuterte Thonicke.

Die Sommerniederschläge könnten in Zentraleuropa zum Ende des Jahrhunderts zwischen 10 und 20 Prozent abnehmen, die Anzahl der Regentage um 15 bis 20 Prozent zurückgehen. „Bei diesen Projektionen sind sich die Klimamodelle weitestgehend einig“, so die Wissenschaftlerin.

Der Klimawandel kommt also auch Deutschland teuer zu stehen. Tote wie bei den jüngsten Waldbränden in Griechenland oder Kalifornien gab es dieses Mal zwar nicht. Aber auf die Dauer lassen sich Opfer auch hierzulande nicht ausschließen.

Die Dürre, die das Land seit April plagt, kostet auch Geld: Am Mittwoch hat Bundesagrarministerin Julia Klöckner Bauern mit hohen Ernteeinbußen insgesamt rund 340 Millionen Euro Zuschüsse versprochen. Antragsberechtigt sind Betriebe, deren Erträge im Vergleich zu den Vorjahren um mindestens 30 Prozent gesunken sind. „Ein finanzielles Engagement des Bundes kann es nur geben für existenzgefährdete Betriebe“, erklärte die CDU-Politikerin. Die Hälfte der Zuschüsse müssten die Länder zahlen. Klöckner sprach von 10.000 betroffenen Unternehmen.

Der Bauernverband begrüßte die Dürrehilfen als „ein gutes Signal“. Er hatte zwar sogar eine Milliarde Euro gefordert. Allerdings erhält die Branche schon seit Jahren rund 50 Prozent ihres Einkommens vom Staat.

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