Tommy hätte gern Patrik

Thomas Haas schlägt in der ersten Runde der US Open den Australier Peter Luczak 3:6, 6:3, 6:2, 6:3 und gibt bekannt, dass er sich künftig gerne von DTB-Teamchef Patrik Kühnen betreuen lassen würde

AUS NEW YORK DORIS HENKEL

In den ersten Tagen der US Open hatte Patrik Kühnen, 39, gut zu tun. Zehn deutsche Spieler waren am Werk, und deren Form und Vorstellungen zu verfolgen, gehört zu den Aufgaben als Teamchef des Deutschen Tennis Bundes (DTB). Nicht nur bei diesem Grand-Slam-Turnier, aber bei diesem besonders, schließlich wird seine Mannschaft in dreieinhalb Wochen in Tschechien um die Rückkehr in die Weltgruppe des Davis Cups spielen.

Mit einem starken Thomas Haas als Spitzenkraft, wie alle potenziellen Kandidaten hoffen. Doch ausgerechnet der sorgte nach dem Sieg in der ersten Runde gegen den Australier Peter Luczak (3:6, 6:3, 6:2, 6:3) dafür, dass zusätzlich Bewegung ins Spiel geraten ist. Auf die Frage, wo denn eigentlich sein langjähriger amerikanischer Coach David „Red“ Ayme sei, berichtete Haas ziemlich ungerührt, man habe sich vor zehn Tagen nach einem Gespräch getrennt; er habe das Gefühl gehabt, Ayme könne ihm nicht mehr weiterhelfen. Und wer soll das nun tun? Ohne zu zögern kam die Antwort: „Ich hätte gern den Patrik. Wir haben in letzter Zeit schon manchmal zusammengearbeitet, und ich hatte dabei ein gutes Gefühl.“

Als der Teamchef wenig später von der Offensive erfuhr, zuckte er zusammen und meinte: „Tommy ist da ein bisschen vorgeprescht.“ Prinzipiell bestätigte er aber, mit Haas auf dessen Wunsch in New York schon einmal über eine mögliche Zusammenarbeit geredet zu haben. „Das ist der Wunsch von Tommy, und ich stehe dem positiv gegenüber.“ Aber so einfach ist die Geschichte natürlich nicht. Kühnens Vertrag mit dem DTB, der bis Ende 2006 läuft, schließt eine Tätigkeit als Privattrainer auf jeden Fall dann aus, wenn er in Diensten des Verbandes bei den Grand-Slam-Turnieren unterwegs ist. Es stehe außer Frage, dass er diesen Vertrag als Teamchef erfüllen wolle, sagt Kühnen. Es geht nun darum, herauszufinden, ob und wie sich die beiden Aufgaben miteinander kombinieren lassen. „Ich brauche ihn ja nicht für jedes kleinere Turnier, sondern nur für die großen und hier und da für eine Woche zur Vorbereitung“, sagt Haas. „Wir müssen halt schauen, ob das machbar ist.“

Noch hat es darüber keine Gespräche mit dem Präsidenten des DTB, Georg von Waldenfels, oder dem Sportdirektor, Klaus Eberhard, gegeben. Was es zu besprechen gebe, meint Haas, werde erst nach dem Ende der US Open stattfinden, unter Umständen sogar erst während des Play-off-Spiels in Liberec. Dass es keine schlaue Idee ist, dieses wichtige Spiel mit einer eher persönlichen Diskussion zu belasten, wird er vielleicht noch herausfinden. Denn bei den Tschechen wartet eine knifflige Aufgabe mit weitreichender Wirkung aufs Team. Gelingt der Aufstieg auch im zweiten Versuch hintereinander nicht, wäre das für das Ansehen des deutschen Männertennis ein herber Schlag. Und die ersten Spiele in New York waren nicht die beste Grundlage für frischen Optimismus.

Trotz des Sieges gegen den Australier Luczak meinte Haas, er sei angesichts der geringen Spielpraxis nach seinem Bänderriss im Knöchel noch weit davon entfernt, sich im eigenen Spiel wohl zu fühlen. Um das zu ändern gibt es nur eine Möglichkeit: weiter gewinnen. Haas glaubt daran, jede weitere Partie sei im Hinblick auf den Davis Cup ein Bonus.

Wenig Erfolg mit einer derartigen Maßnahme hatten die jungen Kollegen Mayer und Kohlschreiber. Mayer musste nach der überaus klaren Niederlage gegen den starken Russen Michael Juschni (1:6, 0:6, 2:6) zugeben, nicht den Hauch einer Chance gehabt zu haben. Nach dem letzten der vier Grand-Slam-Turniere 2005 mit durchweg enttäuschenden Resultaten sprach er über die weniger schönen Erlebnisse im Jahr nach seinem überraschenden Aufstieg und über die Fehler, die er dabei gemacht habe. Der Kollege Kohlschreiber kam nach einer Niederlage gegen den Kroaten Ivan Ljubicic zu dem Schluss, nach dem prima Beginn des Jahres mit dem Erreichen des Achtelfinales bei den Australian Open habe er insgesamt sicher auf mehr gehofft. Aber mit dem Verlauf des ersten kompletten Jahres auf der großen Tour sei er dennoch zufrieden. Dass so ein erstes Jahr leichter als ein zweites ist, kann er sich von Florian Mayer erklären lassen.