heute in bremen
: „Der Fisch hielt sich schon sehr lange“

Adolf Hofmeister, 74, war als Direktor im Staatsarchiv bis zu seiner Verrentung für Wirtschaft und Schifffahrt zuständig.

Interview Jan Zier

taz: In einem alten Buch über Wirtschaftsgeschichte steht, dass Bremens Handel mit Skandinavien nie sehr bedeutend war. Sehen Sie das auch so, Herr Hofmeister?

Adolf Hofmeister: Nicht ganz. Ab dem 13. Jahrhundert hatte der Handel für Bremen schon eine größere Bedeutung. Bremen war ein Verteilzentrum für den gesamten Weserraum, vor allem für Fisch. Im 16. Jahrhundert wurden dann auch Island und die Shetland-Inseln bevorzugte Anlaufgebiete für die Bremer Kaufleute – das waren Fanggebiete des Kabeljaus.

Bremens Beziehung zu Skandinavien war im Mittelalter vor allem von der Missionierung geprägt. Wann kam der Handel dazu?

Bremen war nicht nur Bischofssitz, sondern auch Handelssitz. Die Frage ist: Hat das eine etwas mit dem anderen zu tun? Eine Antwort zu geben, ist da nicht ganz einfach, weil es dazu wenig Quellen gibt. Die Missionare haben aber durchaus versucht, die Einführung des Christentums mit der Eröffnung des Handels zu verbinden. Bremen bekam auf diese Weise einen Anteil an dem Ost-West-Handel, der von den Niederlanden bis Schweden und weiter nach Russland reichte. Detaillierte Überlieferungen gibt es aber erst seit dem 13. Jahrhundert.

Was wurde da alles gehandelt?

Vor allem Fisch, im Austausch gegen Getreide, Handwerksprodukte, Getränke, Eisen, Erz oder Stoffe. Baumwolle spielte damals hingegen noch kaum eine Rolle im Handel.

War der Fisch nicht schlecht, als er ankam?

Der Fisch wurde als Trockenfisch gehandelt, also als Stock- oder Klippfisch. Der hielt sich schon sehr lange. Der Fisch von den Shetland-Inseln hieß damals in Bremen Hitland-Fisch.

Vortrag über Bremens Handelsbeziehungen zu Norwegen, Island und Shetland vom 13. bis 16. Jahrhundert, 19 Uhr, Domsheide 8, Kapitelsaal

War Hamburg nicht da schon wesentlich wichtiger als Handelspartner als Bremen?

Ganz am Anfang natürlich nicht, weil Hamburg von den Wikingern zerstört war und Bremen seine Funktion übernahm. Später war Hamburg schon stärker beteiligt am Handel mit dem Norden – allerdings nicht mit Norwegen, da war Lübeck wichtiger.

Ihr Vortrag endet im 17. Jahrhundert…

Da ändern sich die Bedingungen – 1601 wurde der Handel der Hansestädte auf Island vom dänischen König verboten. Später tauscht man dann vor Ort nicht mehr Ware gegen Ware – der Geldverkehr nahm zu. Im 18. Jahrhundert lieferten dann zumeist Niederländer und Engländer Fisch aus dem Norden nach Bremen, hauptsächlich Hering.