Angeklagte schweigen

In Leipzig hat der Prozess gegen Connewitz-Angreifer begonnen

Der erste von mehr als 80 geplanten Gerichtsprozessen um schwere Ausschreitungen von Neonazis und rechtsextremen Hooligans hat am Donnerstag vor dem Leipziger Amtsgericht begonnen. Der überwiegend vermummte Mob, der im Januar 2016 im Leipziger Stadtteil Connewitz wütete, war bewaffnet mit Äxten, Eisenstangen und Holzlatten. Beim Auftakt des Prozesses haben zwei Angeklagte eine Aussage zum Tatvorwurf verweigert.

Die 26-Jährigen müssen sich wegen besonders schweren Landfriedensbruchs vor dem Amtsgericht Leipzig verantworten. Laut der vorgelegten Anklage sollen die Männer Teil einer etwa 250 Personen umfassenden Gruppe gewesen sein, die am 11. Januar 2016 in einer Straße in Connewitz, die eine Hochburg Linker und Autonomer ist, gewütet hatte.

Die Straße, durch die der Mob zog, glich danach einem Trümmerfeld: Auf mehreren hundert Metern blieb kaum ein Schaufenster ganz, in Geschäften wurde randaliert, Autoscheiben wurden eingeschlagen und Seitenspiegel abgetreten.

„Die Straße sah aus wie in einem Kriegsgebiet“, sagte ein Zugführer einer Hundertschaft der Polizei am Donnerstag als Zeuge vor dem Leipziger Gericht.

An dem Randale-Tag hatte in der Innenstadt von Leipzig das fremdenfeindliche Bündnis Legida seinen Jahrestag zelebriert. Zugleich gab es eine große Gegenveranstaltung.

Die Sprecherin für Flüchtlings- und Migrationspolitik der Linksfraktion im sächsischen Landtag, Juliane Nagel, erhofft sich von dem Prozess eine Signalwirkung. „Es geht nicht nur um eine Tat – sondern um eine gewalttätige überregionale Neonazi-Vernetzung, die endlich ausgeleuchtet und zerschlagen werden muss“, so Nagel. (dpa)