Atomschrott – nein, danke

Schleswig-Holstein legt Konzept zur Entsorgung von AKW-Bauabfällen vor. Kritik von Umweltverband

Von Sven-Michael Veit

Jubelmeldungen sehen anders aus. Von „wirklich schwierigen Sitzungen“ berichtete Schleswig-Holsteins Energieminister Robert Habeck (Grüne) am Mittwoch in Kiel. Den Abschlussbericht der Arbeitsgruppe zur Entsorgung von Abfällen und Rückständen aus abgerissenen Atomkraftwerken stellte er vor. „Weitgehende Einigkeit“ sei erzielt worden, sagte Habeck, und somit könne „ein großer politischer Konflikt vielleicht doch noch befriedet werden“, hofft er.

Die Hoffnung könnte vergeblich sein. Denn der Umweltverband BUND, Mitglied der Arbeitsgruppe, lehnte postwendend in einem Sondervotum den Abschlussbericht ab. „Der vorbeugende Strahlenschutz wird nicht ernst genug genommen“, lautet die Kritik von Landesgeschäftsführer Ole Eggers.

Der Bericht folgt den Empfehlungen der Expertenkommission des Bundes. Danach werden Abfälle mit einer Strahlenbelastung von weniger als zehn Mikrosievert als unbedenklich eingestuft. Sie sollen auf gewöhnlichen Deponien gelagert werden dürfen. Eine Strahlenbelastung von zehn Mikrosievert pro Jahr entspricht einem Hunderstel einer Computertomographie oder einem Tausendstel der jährlichen Höhenstrahlung auf 2.000 Meter Meereshöhe.

Dennoch gilt dieser Grenzwert Atomkraftgegnern und Umweltschützern als viel zu hoch. „Wir lehnen die Freigabe von radioaktiven Stoffen aus dem Betrieb der Atomanlagen ab, auch wenn diese nur sehr schwach strahlen. Der Strahlenschutz der Bevölkerung und der Umwelt geht vor“, sagt Eggers.

In Schleswig-Holstein sollen die stillgelegten AKWs Brunsbüttel und Krümmel zurückgebaut werden. Dabei dürften an die 900.000 Tonnen Bauschutt anfallen. Nur etwa ein Prozent ist hoch belastet und muss in einem Atommüll-Endlager verstaut werden, wenn irgendwann eines gefunden wurde. Große Mengen werden für den Straßenbau recycelt, minderbelastete Teile sollen deponiert werden.

Mehrere Deponien im nördlichsten Bundesland sollen nun auf ihre Tauglichkeit zur Aufnahme von Abfällen aus Atomkraftwerken untersucht werden, kündigte Habeck an. Bislang habe es dabei bundesweit „Akzeptanzprobleme“ gegeben, räumte er ein. Die sieht weiterhin Eggers vom BUND. „Kompromisse zu Lasten des Strahlenschutzes“, stellte er bereits am Mittwoch klar, „können wir nicht mittragen.“