Bündnis fordert Aufklärung

Mehr als 1.200 Demonstranten verlangen einen Parlamentarischen Untersuchungsausschuss zum NSU

Von Andreas Speit

Die letzte Rednerin der Demonstration „Kein Schlussstrich im NSU-Komplex“ löste anhaltenden Applaus aus: „Ab heute bin ich Teil der Rache der Familien der NSU-Opfer und ihr seid Teil meiner Rache am Nationalsozialismus“, sagte Esther Bejarano mit starker Stimme.

Die Überlebende des Mädchenchors aus Auschwitz sprach von einer historischen Kontinuität des rechten Terrors, staatlichen Versagens und gesellschaftlichen Nichthinschauens bis zur Gegenwart. Die Ermordeten seien aber nicht bloß Opfer, sondern auch „Kämpferin und Kämpfer“ für eine humane Welt und politischer Aufklärung, sagte die 93-Jährige. Am Samstag waren über 1.200 Demonstranten dem Aufruf des „Hamburger Bündnis gegen Rechts“ und der „Initiative für die Aufklärung des Mordes an Süleyman Taşköprü“ auf die Straßen gefolgt. Von St. Georg zogen sie an der Innenbehörde vorbei zur Mönckebergstraße. „Nach 5 Jahren NSU-Prozess – Kein Schlussstrich!“ stand auf dem Fronttransparent. Die Urteile im NSU-Hauptverfahren in München waren der Anlass für die Demonstration. Die geringe Strafen für André E. – dem engsten und langjährigen Helfer des NSU-Kerntrios Uwe Mundlos, Uwe Böhnhardt und Beate Zschäpe – wäre ein fatales Signal in einer politische Zeit wo „Nazis“ wieder verstärkt brutaler und militanter handeln würden, sagte Bejarano.

Björn Elberling, ein Vertreter der Nebenklage im NSU-Prozess, kritisierte das Urteil: Trotz gegenteiliger Erkenntnisse hätte das Gericht das NSU-Netzwerk auf das Trio begrenzt. Die Mitangeklagten hätten zum Teil deutlich geringere Strafen als von der Staatsanwaltschaft gefordert bekommen und auch die Behörden seien von jeglichen Fehlern freigesprochen worden, so Elberling.

Nicht vor Ort, aber mit Wortbeiträgen waren Bruder und Schwester des 2001 vom NSU ermordeten Süleyman Taşköprü präsent. Osman Taşköprü beklagte, dass Hamburg das einzige Bundesland mit NSU-Bezug sei, in dem es bisher keinen Parlamentarischen Untersuchungsausschuss gebe. In der Bürgerschaft unterstützt nur die Linke diese Forderung.