Kommentar Kohleausstieg der Munich Re: Trotz vieler Schwächen ein Signal

Der Versicherungskonzern verstärkt die Botschaft an die Wirtschaft: Es wird immer schwieriger, das Geschäft mit dem Klimawandel zu finanzieren.

Kohlekraftwerk im Sonnenuntergang

Die Munich Re schließt Versicherungen für neue Kohlekraftwerke zunächst nur in Industrieländern aus Foto: dpa

Wenn es darum geht, den Klimawandel zu stoppen, müsste die Münchener Rückversicherung (die sich heute „Munich Re“ nennt), eigentlich ganz vorn dabei sein. Denn als weltweit größte „Versicherung der Versicherungen“ merkt sie die Auswirkungen der zunehmenden Wetterextreme, die mit der Erderhitzung einhergehen, unmittelbar in der Bilanz. Je mehr Überflutungen oder Waldbrände es gibt, desto mehr muss die Munich Re zahlen.

Tatsächlich gehört der Rückversicherer aus München aber eher zu den Nachzüglern. Erst nachdem andere große Versicherungen wie etwa die Allianz, Axa, Zurich und die Swiss Re vorangegangen sind, kündigt jetzt auch die Munich Re einen Ausstieg aus dem Geschäft mit Kohlekraftwerksbetreibern an. Auch inhaltlich bleibt sie dabei hinter ihren Konkurrenten zurück. Sie schließt Versicherungen für neue Kohlekraftwerke nicht generell, sondern zunächst nur in Industrieländern aus. In Schwellenländern bleiben sie möglich.

Auch die Ankündigung, künftig nicht mehr in Unternehmen zu investieren, die mehr als 30 Prozent ihres Umsatzes mit Kohle machen, lässt noch Schlupflöcher offen. Denn indem sich Kohlekonzerne mit anderen Erzeugern zusammentun – wie es etwa Deutschland größter Kohleverstromer RWE plant –, können sie bei gleicher Zahl an Kohlekraftwerken unter diesen Grenzwert fallen.

Doch trotz solcher Schwächen im Detail, die noch nachgebessert werden sollten: Insgesamt verstärkt die Munich Re mit ihrer Ankündigung die klare Botschaft an die Wirtschaft. Das Geschäft mit dem Klimawandel wird immer schwieriger zu finanzieren und zu versichern. Denn beim Kampf gegen den Klimawandel kommt es entscheidend auf die Wirtschaft an. Wenn sich die Energiekonzerne schon nicht von physikalischen Fakten beeindrucken lassen, müssen sie eben merken, dass sich Investitionen in Kohle in Zukunft auch wirtschaftlich nicht mehr darstellen lassen.

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Jahrgang 1971, war bis September 2022 Korrespondent für Wirtschaft und Umwelt im Parlamentsbüro der taz. Er hat in Göttingen und Berkeley Biologie, Politik und Englisch studiert, sich dabei umweltpolitisch und globalisierungskritisch engagiert und später bei der Hessischen/Niedersächsischen Allgemeinen in Kassel volontiert.   Für seine Aufdeckung der Rechenfehler von Lungenarzt Dr. Dieter Köhler wurde er 2019 vom Medium Magazin als Journalist des Jahres in der Kategorie Wissenschaft ausgezeichnet. Zudem erhielt er 2019 den Umwelt-Medienpreis der DUH in der Kategorie Print.

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