Euphorie eine Etage tiefer

Zweitliga-Debüt: der HSV gegen Holstein Kiel

Erste Liga als Alleinstellungsmerkmal: Lange Zeit galt der Abstieg in die fußballerische Zweitklassigkeit als das Schlimmste, was dem Hamburger SV passieren könnte. Als es so weit war, währten Enttäuschung und Trauer unter den Fans aber nur kurz. Die Auftritte der Mannschaft unter dem aus der Nachwuchsabteilung beförderten Chefcoach Christian Titz waren so überzeugend, dass die leidgeprüften Fans sich die Hoffnung auf eine bessere Zukunft bewahren konnten.

So erfährt der HSV seither eine Welle neuer Begeisterung und Vorfreude auf die vielleicht einmalige Chance: einen wirklichen Neuanfang eine Etage tiefer. Die Verkaufszahlen belegen es: Für das erste Spiel in Liga Zwei gegen Holstein Kiel am 3. August sind bereits nahezu alle 57.000 Tickets verkauft.

Ob die Hamburger „Abstiegseuphorie“ berechtigt ist, muss sich allerdings noch zeigen. Die Leistungen des jüngsten Kaders der Liga – das Durchschnittsalter liegt bei gerade einmal 22,9 Jahren – reichten in der Vorbereitung von gut bis chaotisch. Titz’ offensive und auf Ballbesitz ausgelegte Spielphilosophie verspricht Spektakel, birgt in der Verteidigung aber auch etliche Gefahren. Was unter anderem am Ausfall der Stammverteidiger Gideon Jung und Kyriakos Papadopoulos liegt – beide fehlen wegen Knorpelschadens im Knie. Papadopoulos hätte der HSV gern frühzeitig verkauft, so wie den WM-Teilnehmer Filip Kostic und Albin Ekdal. Nun ist man wegen fehlender Transfereinnahmen auf deren Improvisationstalent angewiesen.

Gegner Holstein Kiel wiederum hat mit Ralf Becker – jetzt Sportvorstand beim HSV – und Markus Anfang – Trainer beim 1. FC Köln – seine Macher der Erfolgsgeschichte vom Aufsteiger zum Aufstiegsaspiranten in die Bundesliga verloren. Und so steht man vor dem Start in die Saison vor ebenso großen Fragezeichen wie der HSV. Die Rivalität beider Fanlager verspricht erstklassige Stimmung im ausverkauften Volksparkstadion. Eine seriöse sportliche Prognose hingegen ist derzeit kaum möglich. Daniel Jovanov