Zwei Tibeter wegen Unruhen vom März 2008 hingerichtet

LHASA-AUFRUHR Peking wirft den Hingerichteten schwere Brandstiftung mit Todesfolge vor

PEKING taz | Chinas Regierung hat erstmals eingeräumt, dass sie zwei Tibeter hingerichtet hat, die an den Unruhen in Lhasa im März 2008 beteiligt gewesen seien. „Die beiden exekutierten Verbrecher sind nach dem Gesetz für schuldig befunden worden, sowohl in einem ersten Prozess als auch in der zweiten Instanz“, erklärte gestern der Außenamtssprecher Ma Zhaoxu. Die Urteile hätte der Oberste Gerichtshof bestätigt. Weitere Details wollte er nicht nennen. Unklar ist, wann die Urteile vollstreckt wurden.

Tibetische Exilgruppen hatten schon vergangene Woche berichtet, dass Lobsang Gyaltsen und Loyak sowie womöglich noch zwei weitere Tibeter exekutiert worden seien. Die beiden Männer sollen am 14. März 2008 Geschäfte in Lhasa in Brand gesteckt haben. Dadurch starben sechs Menschen. An jenem Tag waren Mönchsproteste in Gewalt umgeschlagen, die sich vorwiegend gegen Han-Chinesen und Angehörige der muslimischen Hui-Minderheit richtete. Tibeter, meist jüngere Männer, schlugen und töteten Passanten und zündeten Läden und Amtsgebäude an. Nach offiziellen Angaben starben etwa 20 Personen.

Chinas Regierung macht seither allein den „separatistischen“ Dalai Lama und die exiltibetische Gemeinde im nordindischen Dharamsala für die Gewalt verantwortlich. Sie weist Kritik zurück, wonach die Ansiedlung von Han-Chinesen auf dem Dach der Welt den Konflikt zwischen den Volksgruppen verschärft hat. Nach der Gewalt in Lhasa kam es auch in anderen tibetisch besiedelten Regionen zu Protesten und Unruhen. Exiltibeter sprechen von 200 Toten. Unklar ist, wie viele Menschen noch in Haft sitzen. Mönche klagen über anhaltende Repressionen. Unabhängige Informationen sind nicht zu erhalten. JUTTA LIETSCH