Dutzende Tote bei Waldbränden

Es sind die schlimmsten Brände, die Griechenland in den letzten zehn Jahren erlebt hat. Etliche Menschen werden vermisst

Ausgebrannt: Das Dorf Mati mit seinen Pinienwäldern ist als Urlaubsort beliebt. Über Tausende Häuser sollen hier den Flammen zum Opfer gefallen sein Foto: Costas Baltas/reuters

Aus Athen Theodora Mavropoulos

Seit Montagmittag lodern östlich und westlich von Athen starke Waldbrände. Sie forderten zahlreiche Todesopfer. Alexis Tsipras hat nun eine dreitägige Staatstrauer angeordnet. Keiner solle ohne Hilfe bleiben, nichts bleibe unbeantwortet, so der griechische Ministerpräsident. Er äußerte im griechischen Staatsfernsehen ERT den Verdacht, dass es Brandstiftung sein könnte.

Die extreme Trockenheit, gepaart mit Temperaturen um die 40 Grad und Windböen der Stärke 7 haben dazu geführt, das sich das Feuer leicht ausbreiten konnte. „Es ist eine nationale Tragödie“, so der griechische Innenminister Panos Skourletis. Mehr als 60 Menschen kamen bisher ums Leben. Über 170 sind verletzt, einige von ihnen schweben in Lebensgefahr. Unter den Opfern sind zahlreiche Kinder. Das sei nur eine vorläufige Bilanz, sagte eine Feuerwehrsprecherin. Es sind die schlimmsten Waldbrände seit über zehn Jahren.

Zwar konnten die meisten mittlerweile gelöscht oder einigermaßen unter Kontrolle gebracht werden, berichtet die griechische Feuerwehr. Auch haben die Windböen nachgelassen. Doch erste Inspektionen zeigen, dass ganze Ortschaften komplett zerstört worden sind.

Besonders betroffen ist der Badeort Mati in der dichtbesiedelten Region um die Hafenstadt Rafina. Die Ortschaft mit ihren Pinienwäldern ist ein beliebtes Urlaubsziel sowohl von GriechInnen als auch von Touristen. Viele der Ferienhäuser und Wohnungen sind von Bäumen umgeben. „Alles brannte, wir haben uns ins Meer geflüchtet“ berichteten Überlebende dem griechischen Staatsfernsehen Ert. Der Sender zeigte Hunderte mit Asche verschmierte Menschen, die Zuflucht an den Stränden suchten.

„Alles brannte, wir haben uns ins Meer geflüchtet“

Überlebende aus dem Badeort Mati im Staatsfernsehen Ert

Fischer und Küstenwache brachten in der Nacht zu Dienstag mehr als 700 von ihnen über das Meer in sichere Regionen und zogen zahlreiche Menschen aus dem Wasser. Die Geretteten stehen unter Schock. Die Küstenwache und die Kriegsmarine suchen im Meer nach weiteren Menschen. Dutzende werden noch vermisst. Verzweifelte Angehörige suchen über die sozialen Medien nach ihren Familienmitgliedern. Manche stehen mit Fotos am Hafen von Rafina und fragen Passanten, ob sie die Abgebildeten gesehen haben.

Über tausend Häuser und Geschäfte sind völlig ausgebrannt, sagte der Bürgermeisters von Rafina, Evangelos Bournous, dem griechischen Fernsehsender Skai. Rettungskräfte gehen von Haus zu Haus und suchen nach weiteren Opfern. Strom-, Telefon- und Internetleitungen sind zerstört. Nach Angaben der Rettungskräfte sei es zahlreichen Menschen nicht mehr gelungen, rechtzeitig zu fliehen. Sie wurden von den Flammen eingekesselt und verbrannten bei lebendigem Leib.

Die griechischen Behörden riefen noch in der Nacht zu Dienstag den Notstand aus und forderten internationale Hilfe an. EU-Ratspräsident Donald Tusk twitterte auf Griechisch: „Hilfe aus mehreren EU-Ländern ist auf dem Weg.“