Mit hunderttausend langen Schritten für ein Hilfsprojekt

Mit einem Tretroller von Emden nach Basel – ein Geschichtsstudent aus Bochum sammelte Spenden auf die harte Tour. Fabian Bauer brauchte fast einen Monat für seine Deutschlandreise bei Starkwind und Dauerregen. Schließlich hatte der Mittzwanziger mehr als 1.000 Euro für das Kinderhilfsprojekt in Caruaru zusammen

BOCHUM taz ■ „Ich habe keine Wette verloren und mir ging es auch nie darum, mir etwas zu beweisen!“ – Fabian Bauer (26), Student aus Bochum, will das, was hinter ihm liegt, richtig einordnen. Hinter ihm liegt eine Tour quer durch Deutschland, von Emden nach Basel – mit dem Tretroller. Fast den ganzen August lang rollerte er durchs Land und warb für Spenden für das „Centro Social“ in Caruaru – ein Kinderhilfsprojekt im östlichen Brasilien. Am Wochenende gab es für den Förderverein dann Spendengelder in Höhe von mehr als 1.000 Euro.

Während andere Studenten in den Ferien jobben, lernen oder faulenzen, stieg Fabian Bauer Anfang August auf den grünen Tretroller, bepackt mit Rucksack, Zelt, Schlafsack und reichlich Optimismus. In Emden startete der Geschichtsstudent seine Tour und von Anfang an waren ihm die Medien dicht auf den Fersen. Während der Bochumer Unisender „CT – das radio“, bei dem Fabian mitarbeitet, ihn ständig begleitete, gab er anderen Stationen Interviews, hatte Pressetermine und schüttelte Hände. Selbstdarstellung? „Überhaupt nicht“, sagt Fabian, „mir ging es darum, möglichst große Aufmerksamkeit für das Projekt in Caruaru zu bekommen.“ Und natürlich bekommt man Aufmerksamkeit, wenn man mit dem eigentümlichen grünen Gefährt mit Rädern in Fahrradgröße durch die Lande rollt – nicht nur von den Medien. „Das war eben die Idee: Über den Roller mit den Menschen ins Gespräch zu kommen“, sagt Fabian.

Ein Plan, der aufging. Allerorten hörte er Sprüche wie „Einen Tretroller hatte ich früher auch mal.“ – „Den will ich auch!“ – „Ist Ihr Fahrrad kaputt?“ Und so konnte er den Menschen erzählen, dass er quer durch Deutschland fährt. Dass er für das Projekt Caruaru Werbung machen will. Dass das „Centro Social“ in Brasilien seit 35 Jahren existiert und von der Benediktinerin Werburga Schaffrath ins Leben gerufen wurde. Und dass dort täglich hunderte Kinder aus ärmsten Verhältnissen mit Nahrung versorgt werden, teilweise in die Arbeitswelt eingegliedert werden. „Ich wollte die Leute gar nicht direkt zum Spenden bringen“, sagt Fabian, „sondern erst mal dazu, sich mit diesem Projekt auseinander zu setzen.“ Darum verwies er auf seine Homepage „tretrollertour.de“ oder das „Centro Social“ selbst.

Warum gerade dieses Projekt in Zeiten von Flut- und anderen Naturkatastrophen, bei denen wir häufig spenden? „Eben darum!“, so Fabian, „ich hatte bewusst nach einem Projekt gesucht, das nicht so sehr in den Medien verbreitet wird.“ Eine Freundin hatte ihn auf den deutschen Förderkreis „Centro Social Caruaru e.V.“ aufmerksam gemacht. Das Konzept überzeugte Fabian, dafür wollte er auf den Roller steigen. Bald konnten auch Firmen als Sponsoren der Tour gewonnen werden, auch wenn dies nicht so ganz einfach war: „Wir haben alles durchtelefoniert – von Porsche bis Milka“, erzählt Fabian. Neben Geldspenden für das Projekt, wurde er auch von Firmen ausgestattet, zum Beispiel mit dem Tretroller selbst.

Den bewegte er die letzten Wochen von Ostfriesland durch das Ems- und Münsterland. Durch das Ruhrgebiet rollerte er dann zum Rhein, selbigen hinunter, durch Baden-Württemberg bis zum Ziel Basel. Fast 1.000 Kilometer. An einem Tag schaffte er 120 Kilometer. Und das bei wenig sommerlichem Wetter. Seine Nächte verbrachte Fabian in der Regel im Zelt. Eine Tortur: „Du steigst im Regen vom Roller, baust im Regen abends das Zelt auf, schläfst im Regen darin, baust es morgens im Regen ab und fährst im Regen weiter.“ Gedanken ans Aufgeben? Nein, sagt Fabian: „Meine letzte Motivation war immer: einfach vorwärts kommen, um vorwärts zu kommen!“

Vorwärts ging es letzte Woche über die „Zielgerade“ in Basel. Da wusste Fabian noch nicht, dass über 1.000 Euro durch seine Tretrollertour für Caruaru zusammen gekommen waren. Am vergangenen Wochenende übergab Fabian in Werl, Sitz des Caruaru-Förderverein, einen symbolischen Spendengutschein. Ob Fabian Bauer irgendwann einmal etwas Ähnliches machen wird, will er noch nicht sagen, doch hält er es für sehr wahrscheinlich. „Das nächste Mal trainiere ich dann aber vorher“, grinst er und streicht sich über sein Muskelkater durchzogenes Bein. DANIEL CHUR

Spenden: Förderverein Centro Social Caruaru e.V., Sparkasse Werl, Konto-Nr. 60 657, BLZ 414 517 50; Verwendungszweck: „Tretrollertour“