Aufklärung muss weitergehen

Nach dem Urteil über Beate Zschäpe im NSU-Prozess seien noch viele Fragen offen

Mehrere Hundert Menschen lauschten am Mittwochabend am Platz der Luftbrücke in der Nähe des Berliner LKA einem Ausschnitt aus dem Thea­ter­stück „NSU-Monologe“. Eine Schauspielerin erzählt im Namen von Elif Kubaşık, der Witwe des NSU-Opfers Mehmet Kubaşık, ihre Lebensgeschichte, vom Leben in der Türkei, dem Wechsel nach Dortmund, dem Mord und den Verdächtigungen durch die Polizei und dem Auffliegen des NSU. Nach dem Urteil im Münchner NSU-Prozess spricht Elif Kubaşık von einem weiteren schweren Schlag und einer Ermutigung der Naziszene. Auch dieses Zitat wird am Platz der Luftbrücke vorgetragen.

Viele der Teilnehmer sind enttäuscht. Über Lautsprecher heißt es, dass die Mitverantwortung der staatlichen Behörden verschleiert wurde. Für die Angehörigen sei das Urteil ein Schlag ins Gesicht.

Ähnlich äußerte sich am Mittag auch Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD). „Es ist gut, dass es ein klares Urteil gegen Frau Zschäpe gegeben hat“, erklärte Müller. „Allerdings ist auch klar, dass der Komplex der Verantwortung auch staatlicher Stellen noch vollständig aufzuarbeiten ist.“

Der Türkische Bund in Berlin-Brandenburg kritisierte, für Versäumnisse und Aktenvernichtungen der Behörden sei niemand zur Rechenschaft gezogen worden. „So empfindlich die verhängten Strafen gegen die Angeklagten sind, so unbefriedigend ist der Ausgang des Verfahrens gegen den NSU“, sagte Anetta Kahane, Vorsitzende der Amadeu Antonio Stiftung.

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