WM-Interesse in allen Medien stark

Schland ist raus – und niemand interessiert sich mehr für die WM? Nix da: ARD und ZDF melden Top-Quoten

Von Jan Feddersen

ARD und ZDF bekommen nicht bestätigt, was nach dem sportlichen Aus der DFB-Nationalmannschaft geunkt wurde, gerade auch in Fußball-antiaffinen Kreisen. Dass das Publikum sein Interesse an der Fußball-WM gänzlich verliert. Gut zehn Millionen Menschen sahen am Samstagabend die Partie zwischen Uruguay und Portugal. Am Nachmittag beim Spiel von Frankreich gegen Argentinien waren es bereits gut sieben Millionen Frauen und Männer.

Überhaupt ist die Sehbeteiligung konstant hoch. Abgesehen vom Umstand, dass besonders viele zugucken, wenn Deutschland spielt(e) – die Begegnung zwischen Schweden und Deutschland in der ARD mit 27,53 Millionen Zuschauern –, entsprechen die nun ermittelten Zahlen den Quoten für sehr beliebte „Tatort“- oder „Polizeiruf 110“-Folgen, olympischen Eröffnungsfeiern oder Helene-Fischer-Shows zur Primetime – und denen von Wintersportevents wie Biathlon oder Skispringen.

Selbst die Shows zwischen sportlichen Partien sind erfolgreich, etwa die Fachgespräche in der ARD mit Thomas Hitzlsberger und im ZDF mit Christoph Kramer in der Rolle des fußballistischen Analytikers. Eine verhältnismäßig moderne, gleichwohl eher unwitzige ARD-Nach-Fußball-Revue wie „WM Kwartira“ (mit Jörg Tadeusz und Micky Beisenherz) verzeichnet bessere Quotenwerte als die klassischen Talkshows, nämlich im Schnitt über drei Millionen).

Auf www.taz.de/wm, seit dem Auftakt der Fußball-WM Mitte Juni überdurchschnittlich erfolgreich in der gesamten taz-Internetperformance, lassen sich gar keine Einbußen am Interesse der alternativen Öffentlichkeit zum fußballerischen, kulturellen und politischen Geschehen bei der WM in Russland feststellen.

Diese Zwischenbilanz deckt sich wiederum mit den Beobachtungen in Berlin in so gut wie allen Bezirken und Milieus: schwarz-rot-goldener Schmuck (Fahnen, Autorückspiegel, Schaufensterdekorationen) ist weitgehend in die Vorratskammern zurückgepackt worden – aber Public ­Viewing gibt es nach wie vor flächendeckend.

Sehr präsent aktuell in stark migrantisch geprägten Vierteln der Hauptstadt (Neukölln, hier besonders in den Cafés an der Sonnenallee, aber auch in Kreuzberg, Wedding und Moabit), ebenso in bürgerlich eher wohlhabenden Quartieren wie Charlottenburg und Wilmersdorf, Prenzlauer Berg, Steglitz und im kleinbürgerlichen Spandau.