Trump eskaliert Handelskonflikt

China und USA überziehen einander mit Zusatzzöllen. Besorgnis bei deutschen Wirtschaftsvertretern

Auch China macht Bourbon teurer Foto: John Sommers/reuters

Von Anja Krüger

Der Handelsstreit zwischen den USA und China spitzt sich zu: Nachdem US-Präsident Donald Trump in der Nacht zum Freitag die Zusatzzölle von 25 Prozent auf Waren im Wert von 34 Milliarden Dollar aus China erhoben hat, hat Peking zurückgeschlagen: Ab sofort sind auf bestimmte Einfuhren aus den USA ebenfalls Abgaben von 25 Prozent fällig.

Die chinesische Regierung übte scharfe Kritik an den USA. Die neuen Zölle seien der Auftakt zum „größten Handelskrieg der Wirtschaftsgeschichte“, hieß es. Trump hatte im Vorfeld gedroht, im Fall einer Gegenreaktion Chinas weitere Strafzölle auf chinesische Importe von mehr als einer halben Billion US-Dollar zu erheben. Damit wären alle Ausfuhren aus China in die USA betroffen.

Amerikanische Unternehmen in China kritisierten die US-Zölle als kontrapoduktiv. „Es gibt keine Gewinner in einem Handelskrieg“, sagte der Vorsitzende der US-Handelskammer in China, William Zarit. Die 900 in China tätigen Mitgliedsunternehmen litten unter ungerechten Wettbewerbsbedingungen in der Volksrepublik. Wachsende Spannungen zwischen Peking und Washington würden „ihre Tätigkeiten in China negativ beeinflussen“. Beide Regierungen sollten an den Verhandlungstisch zurückkehren, forderte er.

Deutsche Wirtschaftsvertreter betrachten den Konflikt zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Welt mit Besorgnis. „Es bestehen gewachsene Lieferbeziehungen zwischen den deutschen Tochtergesellschaften in China und denen der USA, die jetzt mit neuen Zollkosten belastet werden“, sagte Volker Treier, Außenwirtschaftschef des Deutschen Industrie- und Handelstags. Am Montag beginnen in Berlin deutsch-chinesische Regierungskonsultationen. Die Erwartungen deutscher Firmen an den Gipfel sind hoch. „Nachdem sich die Beziehungen zu den USA immer schwieriger gestalten, wird der andere Wirtschaftsgigant China für uns unweigerlich wichtiger“, sagte er.

Donald Trump lässt bereits auf Stahl- und Aluminiumimporte aus der EU Zusatzzölle erheben. Zurzeit wird außerdem die Erhebung von Zöllen auf Autoimporte aus der EU in Höhe von 25 Prozent vorbereitet, die die deutsche Industrie fürchtet. Ende des Monats wird eine Delegation der EU nach Washington reisen und versuchen, zu einer Einigung mit den USA zu kommen.

Marktbeobachter bleiben gelassen. „Die USA scheinen einen Handelskrieg gegen den Rest der Welt führen zu wollen“, sagte Nitesh Shah vom Fondsanbieter Wisdom Tree. Der Analyst geht davon aus, dass die meisten Länder keine protektionistischen Maßnahmen ergreifen werden. „Zwar könnte der Welthandel beeinträchtigt werden, die Folgewirkungen für das Wirtschaftswachstum dürften jedoch gering ausfallen“, sagte er. Allerdings könnte es zu Störungen in den Lieferketten kommen.(mit dpa)

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