Anschlag von Rechtsradikalen vereitelt: Muslime in Frankreich waren Ziel

Die Polizei nahm zehn Verdächtige fest. Der Angriff sollte radikalen Imamen und verschleierten Frauen gelten. Initiator soll ein früherer Polizist sein.

Gendarmerie-Polizisten vor dem Eiffelturm

Die Gendarmerie vor dem Eiffelturm in Paris (Archivbild) Foto: dpa

PARIS taz | Die französischen Antiterrorbehörden wollten der Öffentlichkeit zeigen, dass sie sich nicht ausschließlich auf den Kampf gegen islamistische Dschihadisten konzentrieren. Sie haben unter anderem auch Leute im Visier, die im Gegensatz dazu Anschläge gegen Moscheen und „Islamisten“ vorhaben. Innenminister Gérard Collomb bestätigte persönlich via Twitter, dass am Wochenende zehn Mitglieder einer rechtsradikalen Gruppe in verschiedenen Regionen des Landes wegen der Vorbereitung von terroristischen Attentaten und Bildung einer kriminellen Vereinigung mit terroristischen Zielsetzungen festgenommen worden sind.

Collomb beglückwünschte die Staatssicherheitspolizei DGSI (Direction générale de la sécurité intérieure) zu ihrer effizienten Überwachung und präventiven Intervention. Aufgabe der DGSI sei es, „die Franzosen (und Französinnen) täglich vor gewaltsamen Aktionen von welcher Seite auch immer zu schützen“. Noch war nicht klar, wie weit die Festgenommen mit ihren Vorbereitungen waren und ob sie namentlich bereits Ziele und Termine für ihre Aktionen definiert hatten. Ihre kriminelle Absicht, demnächst zur Tat zu schreiten, steht für die DGSI aber fest. Alle zehn Festgenommen befinden sich zur Befragung im Rahmen einer vorgerichtlichen Untersuchung in Polizeigewahrsam und sind laut Medienberichten zum Teil geständig.

Der 65-jährige Guy S., der als mutmaßlicher Kopf der Organisation mit dem Namen „Action des forces opérationnelles“ („Aktion der Einsatzkräfte“) bezeichnet wird, soll ein in Westfrankreich lebender Polizeibeamter im Ruhestand sein. Er wird verdächtigt, diese klandestine, aber der Polizei seit längerem bekannte rechtsextremistische Gruppierung AFO nach einer Phase der Inaktivität reaktiviert zu haben. Ihr Ziel soll es laut Polizeiangaben gewesen sein, sich mit Anschlägen gegen Repräsentanten des „radikalen Islam“ für die islamistischen Attentate in Frankreich der letzten Jahre zu „rächen“.

Bei geheimen Treffen sei namentlich geplant worden, mit Gewalt „radikale Imame sowie nach verbüßten Haftstrafen aus Gefängnissen entlassene Islamisten, aber zufällig ausgewählte verschleierte muslimische Frauen auf der Straße“ zu attackieren.

Die AFO-Mitglieder sollen sich dazu unter anderem mit Schießübungen vorbereitet haben. Bei den polizeilichen Hausdurchsuchungen wurden mehrere Waffen sichergestellt, aber angeblich auch selbst gebastelte Handgranaten. Es wird vermutet, dass ihr Vorbild die OAS („Geheime Untergrundarmee“) ist, die nach 1960 mit Terroranschlägen gegen Vertreter der algerischen Unabhängigkeitsbewegung und der französischen Staatsführung die Entkolonisierung verhindern wollte. Im Oktober 2017 war in Frankreich bereits eine rechtsradikale Gruppe zerschlagen worden, die sich ebenfalls OAS nannte und sich explizit zum Ziel setzte, „durch Terror“ die Immigranten zu einer Rückkehr zu bewegen.

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