China ist Kims Joker gegenüber Trump

Peking sagt, dass, wenn China nicht eingebunden ist, jedes Abkommen zum Scheitern verurteilt ist

Aus Peking Felix Lee

US-Präsident Donald Trump ist Sonntagabend in Singapur gelandet. Wenige Stunden zuvor landete dort eine russische Iljuschin mit dem Zeichen von Air Koryo. Doch an Bord war nicht Nordkoreas Kim Jong Un. Der kam mit einer Boeing 747, die ihm Air China gestellt hatte. Chinas staatliche Fluggesellschaft war Kim als Verkehrsmittel sicherer als ein eigener Jet. Beim Gipfel zwischen Trump und Kim ist China nicht vertreten. Doch Peking setzt alles daran, bei einer möglichen Neuordnung Ostasiens mitzureden. Das ist auch im Interesse Kims.

China und Nordkorea sind traditionell Verbündete. Doch Nordkoreas Atom- und Raketentests belasteten zuletzt die Beziehungen schwer. Seit Kim 2013 an die Macht kam, hatte er den Nachbarn nicht einmal besucht. Peking wiederum stimmte im UN-Sicherheitsrat für Sanktionen gegen Nordkorea. Für Pjöngjang ein harter Schlag. 90 Prozent von Nordkoreas Außenhandel liefen über China. Dann kam zum Jahresbeginn Kims Charmeoffensive und seine erstmalige Bereitschaft, einer Denuklearisierung zuzustimmen. Dass sich erstmals ein amtierender US-Präsident mit Nordkoreas Machthaber trifft, gilt als symbolträchtig.

Offiziell begrüßt Peking das Treffen. Chinas Außenamt spricht von einer „historischen Chance auf Frieden in der Region“. Tatsächlich ist eine Denuklearisierung der Halbinsel in Chinas Sinn. Peking fürchtet, bei einer Eskalation des Konfliktes könnten Südkorea und Japan Nordkoreas Nuklearrüstung nutzen, um mit Hilfe der USA aufzurüsten. Die US-Militärpräsenz in Asien ist China ein Dorn im Auge.

Im Zuge von Kims Charmeoffensive gab es in Peking die Befürchtung, China könnte außen vor gelassen werden. Doch Kim hat diese Zweifel zerstreut. Seit März hat er den großen Nachbarn zwei Mal besucht. Dabei hatte er erste Erfolge: Peking behauptet zwar, die Sanktionen würden weiter gelten. De facto läuft der chinesisch-nordkoreanische Grenzhandel aber seit einigen Wochen wieder. Air China fliegt seit letzter Woche wieder regelmäßig nach Pjöngjang. Spätestens Kims zweites Treffen mit Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping im Mai war kein Herantasten mehr. Washington bekam Pekings Einfluss direkt zu spüren. Kim reagierte viel gereizter auf Trumps Prahlerei.

Trump schlug Kim vor, in Singapur einen Friedensvertrag abzuschließen. Dazu könnte Südkoreas Präsident Moon Jae In rasch eingeflogen werden. China soll nicht dabei sein. Chinas Staatsorgan Global Times schrieb selbstbewusst: Wird Peking nicht ausreichend eingebunden, sei jedes Abkommen zum Scheitern verurteilt. Für Kim ist das eine weitere Karte, die er in Singapur geschickt auszuspielen weiß. So gibt es am Dienstag zwischen Trump und Kim einen unsichtbaren Dritten: Xi Jinping.